Die AfD steht offenbar vor der Spaltung: Der AfD-Vorstand stellte am Freitag nach Angaben von Sitzungsteilnehmern die im Januar auf Wunsch von Co-Chef Bernd Lucke beschlossene Parteireform infrage, will die Nachrichtenagentur Reuters erfahren haben. Die Reform sah die Verkleinerung der bisherigen Dreierspitze aus Lucke, Frauke Petry und Konrad Adam im Dezember vor. Der zur wirtschaftsliberalen Strömung zählende Lucke wollte für den alleinigen Posten kandidieren. Er hat zudem die Vorstandswahlen auf dem Parteitag im Juni in Kassel zu einer Richtungsentscheidung erklärt.
Der Bundesvorstand der Alternative für Deutschland hat außerdem die Gründung des Vereins «Weckruf 2015» durch Parteigründer Bernd Lucke mehrheitlich missbilligt. Das teilte der AfD-Pressesprecher Christian Lüth am Freitag in Berlin mit, wo Lucke und seine Gegenspielerin Frauke Petry an einer Vorstandssitzung teilnahmen.
Lucke und weitere Vertreter des liberal-konservativen Flügels hatten den Verein Anfang der Woche gegründet, um Nationalkonservative in der AfD zu isolieren. Mehr als zehn Prozent der AfD-Mitglieder - vor allem aus den westlichen Bundesländern - schlossen sich dem Verein an.
Lucke hatte zuvor erklärt, er sei von der Co-Vorsitzenden Frauke Petry enttäuscht. Er könne sich nicht vorstellen, nach der Wahl des neuen Vorstandes durch den Bundesparteitag in drei Wochen weiter mit Petry zusammenzuarbeiten. Er selbst werde an seiner Kandidatur festhalten.
Auch Petry schloss eine weitere Zusammenarbeit mit Lucke aus. Sie warf ihm vor, er habe der AfD mit der Gründung seines Vereins stark geschadet. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Alexander Gauland sagte: «Ich halte es für sehr schwierig nach diesen Vorfällen, dass Bernd Lucke die Gesamtpartei führt.»