Politik

Ukraine: Poroschenko droht mit Ausrufung des Kriegsrechts

In der Ukraine stehen die Zeichen wieder auf Eskalation: Präsident Poroschenko droht mit dem Kriegsrecht, weil Journalisten eine russische Armee-Konzentration beobachtet haben sollen. Die OSZE hat neue Umtriebe der Rechtsextremen in Odessa beobachtet. Die Russen sagen, die ukrainische Armee formiere sich zu einem Angriff.
29.05.2015 00:41
Lesezeit: 1 min

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat die Verhängung des Kriegsrechts angedroht. Sollte es einen Angriff auf das Militär geben, werde er den Kriegszustand ausrufen, sagte der Staatschef am Donnerstag in einem Fernsehinterview. In der Ostukraine seien 50.000 Soldaten stationiert, betonte er. «Die Ukraine wird nicht ihre Bereitschaft zum Krieg zeigen, sondern zum Sieg und zur Verteidigung, zum Frieden», sagte der 49-Jährige zum ersten Jahrestag seiner Wahl. Die ukrainischen Soldaten seien anders als noch vor einem Jahr eine «mächtige Gruppierung». In dem Land sind zudem Hunderte Militärausbilder aus den USA, Großbritannien und bald auch aus Kanada im Einsatz. Nach ukrainischen Angaben stehen dem Militär etwa 40.000 von Russland unterstützte Rebellen gegenüber.

Der Drohung waren Warnungen vor einer russischen Truppen-Zusammenballung an der Grenze vorangegangen. Ein Armeesprecher sagte in Kiew, Journalisten hätten beobachtet, wie sich alte russische Panzer an der Grenze formieren. Angeblich hätten die Fahrzeuge ihre russischen Hoheitsabzeichen entfernt. Ob namentlich nicht genannte Journalisten wirklich beurteilen können, was jenseits der Grenze vor sich geht, ist schwer zu beurteilen. Interessant ist, dass die US-Geheimdienste noch nichts dergleichen gemeldet haben. Normalerweise ist die Nato die erste Organisation, die vor einer neuen Gefahr aus dem Osten warnt.

Auch die OSZE-Beobachter melden in ihrem Bericht nichts von heimlichen Truppenbewegungen: Am Donnerstag beobachtete die OSZE gemeinsam mit russischen und ukrainischen Grenzsoldaten den 27. russischen Hilfskonvoi, der mit 50 Fahrzeugen humanitäre Hilfe in die Ukraine brachte. Auch von diesem Konvoi hatte Kiew zuvor behauptet, er verfolge militärische Ziele.

Die OSZE beobachtete jedoch am Mittwoch, dass in Odessa offenbar wieder neue Aktionen des Rechten Sektors anlaufen. Solche Aktivitäten sind besonders gefährlich, weil die Rechtsextremen in den vergangenen Monaten immer wieder mit Provokationen für Unruhe gesorgt hatten.

Die russische Nachrichtenagentur TASS meldete, dass die ukrainische Armee schwere Waffen im Kriegsgebiet zusammenziehe. Auch für diese Meldung gibt es keine unabhängige Bestätigung.

Sollte es zu einer neuen Eskalation kommen, könnte die Ukraine schon bald in den offiziellen Staatsbankrott schlittern. Ein entsprechendes Schulden-Moratorium hat Poroschenko am Donnerstag unterzeichnet. Damit müsste Russland einen langwierigen Rechtsstreit auf sich nehmen, um seine Kredite zurückzubekommen. Es ist durchaus denkbar, dass es Poroschenko genau diesem Grund auf eine weitere Eskalation ankommen lässt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz US-Verboten finden chinesische Tech-Giganten Wege, um im KI-Rennen zu bleiben
14.06.2025

Die USA wollen Chinas Aufstieg im KI-Sektor durch Exportverbote für High-End-Chips stoppen. Doch Konzerne wie Tencent und Baidu zeigen,...

DWN
Technologie
Technologie Einsatz von Tasern: Diskussion um „Aufrüstung“ der Polizei
14.06.2025

Taser gelten als umstritten, nun will Innenminister Alexander Dobrindt damit die Bundespolizei ausrüsten. Kritik kommt von Niedersachsens...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividendenstrategie: Für wen sie sich im Aktiendepot lohnen kann
14.06.2025

Mit einer Dividendenstrategie setzen Anleger auf regelmäßige Erträge durch Aktien. Doch Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll, wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krisenmodus in der Industrie: Autohersteller weichen Chinas Regeln aus
14.06.2025

Weil China den Export kritischer Magnetstoffe drastisch beschränkt, geraten weltweite Lieferketten ins Wanken. Autohersteller suchen eilig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft H&M baut Milliardenhandel mit Secondhand-Mode aus
14.06.2025

H&M will das Image der Wegwerfmode abschütteln – mit gebrauchten Designerstücken mitten im Flagshipstore. Wird ausgerechnet Fast...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Atomkraftgegner fordern Ende der Uran-Geschäfte mit Kreml
14.06.2025

Atomkraftgegner wenden sich an die Bundesregierung: Sie fordern einen Stopp russischer Uranlieferungen nach Lingen. Auch die hybride Gefahr...

DWN
Finanzen
Finanzen Teuer Wohnen in Deutschland: Rund jeder Siebte zahlt mehr als halben Monatslohn für Miete
14.06.2025

Nach der Mietzahlung ist bei manchen nicht mehr viel übrig für den Rest des Monats, zeigt eine Studie. Jedoch haben viele Menschen auch...

DWN
Technologie
Technologie Autoren fragen, ob ihre Werke für künstliche Intelligenz genutzt werden können – eine unmögliche Mission?
14.06.2025

Ein Ex-Spitzenmanager von Meta warnt: Wenn KI-Unternehmen vor jedem Training urheberrechtlich geschützte Werke lizenzieren müssten,...