Was bedeutet Dividendenstrategie?
Mit einer Dividendenstrategie sichern sich Anleger regelmäßig Erträge. Viele Investoren setzen darauf – doch diese Strategie birgt auch Risiken für das Wertpapierdepot. Deutschlands börsennotierte Konzerne zeigen sich großzügig. Für das Geschäftsjahr 2024 werden sie 2025 rund 54 Milliarden Euro an Dividenden ausschütten, so die Wirtschaftsprüfer von EY. Damit erreichen die Gewinnausschüttungen ein Rekordniveau – und das freut Investoren mit Dividendenstrategie. Wer die Dividendenstrategie verfolgt, investiert gezielt in Unternehmen, die regelmäßig Dividenden zahlen. Dadurch erhalten Anlegerinnen und Anleger aus dem Aktiendepot stetige Ausschüttungen. Je nach Höhe können diese ein solides Zusatzeinkommen bieten.
"Börsennotierte Firmen können Teile ihres Gewinns als Dividenden an ihre Aktionäre weitergeben. Das heißt, sie investieren diesen Teil nicht erneut", erklärt Max Schmutzer von der Stiftung Warentest. Wie hoch die Dividende pro Aktie ausfällt, beschließen Aktionäre auf der Hauptversammlung – meist abhängig vom Geschäftsjahr. Wichtig ist: Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Dividenden. Viele Firmen zahlen keine, auch große Tech-Konzerne wie Amazon oder Alphabet. Das betont Markus Richert von Portfolio Concept. Andere Unternehmen hingegen schütten regelmäßig Dividenden aus. "In den USA hat die Dividende eine andere Bedeutung als in Deutschland", sagt Richert. "Während hier meist jährlich ausgezahlt wird, zahlen US-Firmen oft vierteljährlich oder sogar monatlich."
Wie hoch kann die Dividendenrendite sein?
Das ist stark abhängig vom Unternehmen. 2023 bekamen Anleger mit Mercedes-Benz-Aktien laut finanzen.net rund 8 Prozent Rendite. Allianz brachte gut 5 Prozent, Bayer lediglich 0,6 Prozent. Die Dividendenstrategie zielt genau auf solche Unterschiede.
Die Rendite in Prozent ergibt sich, wenn man die Dividende je Aktie durch den Aktienkurs teilt und das Ergebnis mit 100 multipliziert. "Gute Jahre bringen 4 bis 6 Prozent", so Richert. Doch Vorsicht: "Ein niedriger Kurs kann die Rendite optisch aufblähen – oft ein Zeichen für schwaches Geschäft."
Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll?
Einige Finanzblogger befeuern einen wahren Hype um Dividenden. Besonders zu Zeiten niedriger Zinsen galten sie als "neue Zinsen". Doch der Eindruck trügt, so Richert. "Dividenden sind vorweggenommene Gewinne. Der Kurs fällt meist entsprechend, da Kapital entnommen wird." Damit reduziert die Dividende die Kursrendite der Aktie – ein Aspekt, den viele bei einer Dividendenstrategie ausblenden. Dividendenwerte gelten oft als stabil, da vor allem Banken, Versicherer und Versorger sie zahlen. Doch Schmutzer bleibt skeptisch: "Wir halten die Dividendenstrategie nicht für überlegen. Ob sie langfristig den Markt schlägt, ist nicht gesichert." Wichtig sei die Gesamtperformance.
Weniger geeignet ist sie für den Vermögensaufbau, sagt Vermögensverwalter Richert. "Wer aber laufende Erträge sucht, für den kann sie sinnvoll sein – etwa im Ruhestand." Die Dividendenstrategie sei dann eine Einkommensquelle. Allerdings muss das Aktiendepot eine gewisse Größe haben. Bei 20.000 Euro Depotvolumen und 5 Prozent Rendite beträgt die Ausschüttung jährlich 1.000 Euro. Bei 200.000 Euro wären es bereits 10.000 Euro pro Jahr – ein spürbarer Unterschied.
Dividenden wirken auch psychologisch, meint Schmutzer. "Regelmäßige Einnahmen helfen, langfristig investiert zu bleiben." Die Dividendenstrategie eigne sich als Ergänzung im Wertpapierdepot – bis zu zehn Prozent des Portfolios seien angemessen.
Dividendenstrategie: Wie baut man ein Dividendenportfolio auf?
Jeder kann sein Dividendenportfolio individuell zusammenstellen. Gängige Ansätze sind zum Beispiel die "Dogs of the Dow": Hierbei werden jährlich Aktien mit höchster Dividendenrendite gekauft. Oder es wird auf sogenannte Dividenden-Aristokraten gesetzt – Unternehmen, die ihre Ausschüttung seit mindestens 25 Jahren erhöhen. "Wer langfristig denkt, sollte sich auf Dividenden-Aristokraten konzentrieren", so Richert. Dennoch gelte: "Genau prüfen, welche Aktien ins Depot kommen." Eine hohe Rendite kann auch von fallenden Kursen stammen – siehe oben. Ausschüttungsquoten zwischen 40 und 60 Prozent gelten als gesund.
Auch Cashflow, Bilanz und das Geschäftsmodell sollten bei der Analyse nicht fehlen. Denn nur so wird die Dividendenstrategie langfristig tragfähig. Für Kleinanleger empfiehlt Schmutzer Fonds oder ETF mit Dividendenstrategie. "Damit streut man automatisch und reduziert das Risiko." Das ist ein entscheidender Vorteil gegenüber Einzeltiteln. Denn eine mangelnde Diversifikation bleibt ein zentrales Risiko. "Wer Einzelaktien kauft, konzentriert sich meist stark", sagt Schmutzer. Dadurch schwankt das Wertpapierdepot stärker – und die Sicherheit nimmt ab.