Politik

Grenzkontrollen: Bayern fordert Ende der Freizügigkeit in Europa

Lesezeit: 1 min
14.06.2015 01:55
Der bayrische Finanzminister Söder will das Schengen-Abkommen aussetzen. Das ist zwar nur bedingt ernstzunehmen, weil Söder sich primär als harter Hund gegen die Flüchtlinge profilieren will. Tatsächlich könnte das Ende der Freizügigkeit dennoch kommen.
Grenzkontrollen: Bayern fordert Ende der Freizügigkeit in Europa

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der bayerische Finanzminister Markus Söder hat die Prüfung einer «Auszeit» Deutschlands vom Schengen-Abkommen gefordert. «Das gesamte Schengen-System gehört auf den Prüfstand», schreibt der CSU-Politiker in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag. Er verwies dabei auf die «Weigerung mancher EU-Staaten (...), ihren Anteil bei der Bewältigung der rasant steigenden Flüchtlingszahlen zu übernehmen». Wenn sich in Europa nichts ändere, müsse in Deutschland eine «Schengen-Auszeit» geprüft werden.

Bei einer Feierstunde in Schengen hatten EU-Spitzenpolitiker am Samstag davor gewarnt, angesichts des Zustroms von Flüchtlingen nach Europa den vor 30 Jahren beschlossenen Verzicht auf Grenzkontrollen infrage zu stellen. Die Schengen-Vereinbarung von damals 5 und mittlerweile 26 EU-Staaten sei ein historischer Fortschritt.

Freizügigkeit sei ein hohes Gut, schrieb Söder in seinem Gastbeitrag. Sie dürfe aber den Schutz der Bürger nicht gefährden. «Ein Staat oder ein Staatenbund, der seine Grenzen und damit seine Bürger nicht mehr ausreichend schützen kann, verliert deren Akzeptanz.»

Nach der zeitweiligen Wiedereinführung von Grenzkontrollen wegen des G7-Gipfels im oberbayerischen Elmau waren 3517 Personen vorläufig festgenommen, 135 Haftbefehle vollstreckt, 10 555 Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz und 237 Rauschgiftdelikte ermittelt worden.

Ähnliche Erfolge meldeten wenige Tage zuvor die sächsischen Behörden, die aus Anlass des G7-Finanzminister-Treffens die Grenzen zu Tschechien und Polen kontrollierten und zahlreiche Kriminelle festgesetzt hatten.

Die Flüchtlinge dürften in der Debatte nur als Vorwand verwendet werden: Viele europäische Staaten denken wie Großbritannien und wollen auch die innereuropäische Migration stoppen. Erneute Grenzkontrollen wären ein erster Schritt.

Die Debatte über Flüchtlinge hat in Europa unwürdige Dimensionen angenommen. Vor allem die Osteuropäer weigern sich, Flüchtlinge aufzunehmen. Aber auch Großbritannien, Frankreich oder Dänemark schotten sich konsequent ab. Söder möchte offenkundig den Druck auf die anderen EU-Staaten erhöhen, um diese zur Aufnahme von mehr Flüchtlingen zu bewegen.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...