Vertreter der Euro-Zone beim IWF haben offenbar versucht, die Veröffentlichung eines Berichts über die Schuldensituation Griechenlands drei Tage vor dem dort geplanten Referendum zu verhindern. Die Europäer hätten Einwände gegen den Zeitpunkt der Publikation vorgebracht, meldet Reuters am Freitag unter Berufung auf mit dem Vorgang vertrauten Kreise. Sie hätten sich allerdings nicht gegen die anderen Länder, insbesondere gegen die USA, durchsetzen können. Die EU müsse einsehen, dass nicht alle Entscheidungen nach ihren Bedürfnissen getroffen werden könnten, sagte ein IWF-Insider.
Die USA verlangen seit geraumer Zeit, dass die Eurozone die Schulden von Griechenland übernimmt. Deshalb hatte sich auch der IWF aus den Verhandlungen zurückgezogen. Für die USA steht fest, dass Griechenland in der Eurozone bleiben muss. Griechenland spielt aus geopolitischen Gründen eine zentrale Rolle in der Planung der NATO.
Für die Eurozone ist die Veröffentlichung der Zahlen des IWF ein verheerendes Signal. Nun ist klar, dass es sich in Griechenland um ein Milliarden-Desaster handelt. Die Rückzahlung der Schulden kann nicht mehr, wie geplant, auf die kommenden Generationen abgeschoben werden.
Die linke Regierung in Athen sieht sich ihrerseits durch den Bericht in ihrer Ablehnung der Spar- und Reformforderungen der internationalen Gläubiger bestätigt.
In dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht hatte der IWF ein düsteres Bild der Schuldensituation Griechenlands gezeichnet. Bei einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaftslage benötige das Land eine Verlängerung der Kredite und einen Schuldenschnitt. Wegen der Abweichungen vom Reformkurs werde das Land bis 2018 etwa 50 Milliarden Euro zusätzlichen Finanzbedarf haben. Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis erklärte, der IWF bestätige die Haltung der Regierung, die das Thema Schuldenerleichterung in den Mittelpunkt der Verhandlungen stellen wolle.