Finanzen

Öl-Preis-Verfall: Katar muss Milliarden-Anleihe begeben

Das Emirat Katar musste sich 4 Milliarden Dollar an den Finanzmärkten leihen. Aufgrund des niedrigen Ölpreises schmelzen die Reserven des Landes rapide dahin. Katar benötigt einen Ölpreis von 60 Dollar pro Fass, um einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu erreichen.
07.09.2015 23:39
Lesezeit: 2 min

Das Emirat Katar hat eine Anleihe in Höhe von 4,1 Milliarden Dollar begeben. Die Schuldtitel wurden am 1. September platziert und waren viermal überzeichnet, wie Zentralbank-Gouverneur Abdullah Bin Saoud Al Thani vor Medienvertretern in Doha sagte. Al Thani machte jedoch keine Angaben zu Laufzeit oder Ausgabepreis der Anleihen. „Die Politik der Zentralbank ist es, die Liquidität zu regeln. Die Zinssätze in Katar sind niedrig und deshalb haben wird beschlossen, dass es der richtige Zeitpunkt ist, um diese Anleihen zu begeben“, so der Zentralbank-Gouverneur.

Das eingesammelte Kapital soll die aufgrund der tiefen Ölpreise fehlenden Exporteinnahmen kompensieren, berichtet Bloomberg. Katar benötigt nach Angaben des IWF einen Ölpreis von 59,1 Dollar pro Barrel, um einen ausgeglichenen Haushalt aufzuweisen. Anfang September fiel der Preis jedoch unter die Marke von 45 Dollar pro Barrel, was in Katar zu Finanzierungsengpässen führt. Zudem soll die Ausgabe der Staatsanleihen die lokale Finanzbranche ankurbeln, so der Zentralbank-Gouverneur. Es wird damit gerechnet, dass lokale Banken die größten Abnehmer der Schuldtitel sein werden. Doch die Finanzbranche der Region steht wegen fehlender Liquidität selbst unter Druck. So musste sich die Qatar National Bank, der größte Kreditgeber des Landes, bereits 3 Milliarden Dollar am Finanzmarkt leihen, wie Bloomberg berichtet.

Im Juli fiel Handelsüberschuss des Emirats um 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie The National berichtet. Der Handelsüberschuss lag bei 3,93 Milliarden Dollar. Haupthandelspartner des Emirats sind Japan und Südkorea, die einen Großteil ihres Energiebedarfs aus katarischem Öl und Gas decken. Seit Anfang des Jahres sind japanische Ölimporte aus den Vereinigten Arabischen Emiraten um 44 Prozent auf nun mehr 9,2 Milliarden Dollar gefallen. Etwa 90 Prozent aller Einnahmen Katars stammen aus dem Verkauf von Öl und Gas. Die Rating-Agentur Fitch geht davon aus, dass Katars diesjährige Einnahmen, bei einem durchschnittlichen Ölpreis der Nordsee-Sorte Brent von 65 Dollar pro Barrel, um rund ein Drittel fallen werden. Dennoch belässt die Rating-Agentur die Bewertung Katars bei „AA“ und hält die Aussichten für das Emirat für „stabil“.

Katar folgt damit dem Beispiel Saudi Arabiens. Die größte Volkswirtschaft der Region musste kürzlich Anleihen im Wert von 27 Milliarden Dollar begeben. Die Anleihen sollen das gesamte Jahr über auf den internationalen Finanzmärkten platziert werden. Im Laufe des Jahres hat Saudi Arabien so bereits rund 9,3 Milliarden Dollar bei lokalen Banken eingesammelt. Es war das erste Mal seit 2007, dass Saudi Arabien Staatsanleihen mit einer Laufzeit von mehr als 12 Monaten begeben hat. Das Königreich greift zu dieser Maßnahme, um dem Ölpreisverfall entgegenzuwirken und die Liquidität des Staatsbudgets zu garantieren. Der IWF geht davon aus, dass das Saudi Arabien in diesem Jahr ein Haushaltsdefizit von rund 20 Prozent verzeichnen wird.

Die OPEC-Länder konnten in den Spitzenjahren 2011 bis 2013 jährliche Handelsüberschüsse von rund 500 Milliarden Dollar erzielen. Im Jahr 2015 begannen die Exporteinnahmen jedoch stark zu fallen. Im Jahr 2016 dürften die Absicherungs-Transaktionen auslaufen und deshalb nochmals weit niedrigere Werte erreicht werden. Die OPEC-Länder zeichnen sich mit wenigen Ausnahmen dadurch aus, dass der Anteil ihrer Öl- und Gasexporte an den gesamten Exporten zwischen 80 und 100 Prozent liegt. Dies garantiert, dass die totalen Exporteinnahmen aufgrund des drastischen Preisfalls von Rohöl, Derivaten und Erdgas einen schweren Einbruch erleiden werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Droht neue Schuldenkrise? Deutschland erhöht die Verschuldung – Südeuropa bangt um Stabilität
29.03.2025

Die geplante massive Ausweitung des deutschen Haushalts hat Auswirkungen auf ganz Europa. Besonders betroffen sind hochverschuldete...

DWN
Finanzen
Finanzen Initiative treibt digitales Bezahlen in Deutschland voran
29.03.2025

Beim Einkaufen gewinnen digitale Bezahlverfahren zunehmend an Beliebtheit. Doch nicht alle Händler in Deutschland bieten bereits digitales...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-ETF-Vergleich: Wie Anleger in künstliche Intelligenz investieren können
29.03.2025

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst keine Science-Fiction mehr, KI ist ein zentraler Treiber der modernen Wirtschaft. Von diesem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schleichende Deindustrialisierung: Ist „Made in Germany“ am Ende?
29.03.2025

Was passiert, wenn der deutsche Industriestandort zusammenbricht? Ein Land ohne Produktion – das bedeutet Massenarbeitslosigkeit,...

DWN
Panorama
Panorama Fast 14 Millionen profitieren von der Pendlerpauschale - kommt die Erhöhung?
29.03.2025

Die in den aktuellen Koalitionsverhandlungen kontrovers diskutierte Pendlerpauschale – auch als Entfernungspauschale bekannt – wird...

DWN
Politik
Politik Demokraten in der Zerreißprobe: Wie besiegt man Trump?
29.03.2025

Eine Partei im Zwiespalt: Die Demokraten suchen nach einer Strategie. Während einige sich offen gegen Trump stellen, wollen andere...

DWN
Politik
Politik YouGov-Umfrage: AfD fährt höchsten Wert aller Zeiten ein
29.03.2025

Laut zwei aktuellen Wahlumfragen kann die AfD ihren Abstand zur CDU/CSU weiter verringern. Die Partei fährt bei einer YouGov-Umfrage ihren...

DWN
Finanzen
Finanzen Großer Goldfund in Finnland: Neue Goldmine in Lappland geplant
29.03.2025

Inmitten der weiten Landschaft Lapplands könnte schon bald eine neue Goldmine entstehen. Der kanadische Bergbaukonzern Rupert Resources...