Politik

Deutschland kündigt Kontrollen an Grenze zu Tschechien an

Lesezeit: 1 min
14.09.2015 13:20
Sachsens Innenminister teilt mit, dass alle Personen im Grenzgebiet ab sofort Ausweispapiere bei sich tragen sollten. Kontrollen seien jederzeit möglich. Tschechien seinerseits schickt 200 Polizisten an die österreichische Grenze, um die Flüchtlinge zu kontrollieren. Die Slowakei will an der ungarischen Grenze kontrollieren.
Deutschland kündigt Kontrollen an Grenze zu Tschechien an

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Sachsens Innenminister Markus Ulbig hat Grenzkontrollen nun auch an der deutschen Grenze zu Tschechien angekündigt: "Für die sächsischen Bürger und Bürgerinnen gilt, dass Grenzkontrollen im Schengen-Raum jederzeit anstehen können." Ulbig sagte dem Sender MDR INFO am Morgen, er empfehle allen im Grenzgebiet, Ausweispapiere immer bei sich zu tragen. Die Behörden hätten nach der Entscheidung zur Kontrolle der Binnengrenzen die Verpflichtung, illegale Grenzübertritte zu verhindern: "Das bedeutet, dass Kontrollen durchgeführt werden können und diejenigen, die illegal die Grenze übertreten, werden - wenn sie Asyl begehren - in ein geordnetes Verfahren gebracht."

Ulbig konnte noch nicht sagen, ob Flüchtlinge wegen der Kontrollen in Bayern nun auf Routen über Tschechien ausweichen: "Wir haben natürlich die Informationskanäle geschaltet, im Zentrum von Petrovic werden die Informationen kurzfristig abgeglichen, wir stehen im engen Kontakt mit Bundespolizei und haben zusätzlich eine Hotline zum tschechischen Innenministerium geschalten, so dass es sofort Informationen gibt, falls sich Reiserouten verändern würden."

Die tschechischen Behörden haben 200 zusätzliche Polizisten an die Grenze zu Österreich geschickt. Das teilte eine Polizeisprecherin am Montag mit. An drei Eisenbahn- und elf Straßenübergängen würden zunächst stichprobenartig die Personalien kontrolliert. Die neuen Kräfte könnten flexibel eingesetzt werden.

Am Sonntagabend hatte Deutschland Kontrollen an der Grenze zu Österreich eingeführt. Prag befürchtet, dass Flüchtlinge nun auf die Route von Österreich über Tschechien nach Deutschland ausweichen könnten. «Bislang hat sich die Flüchtlingswelle nicht hierher verschoben», sagte Innenminister Milan Chovanec im Rundfunk. «Wir wollen dem keine Chance geben.» Am Montag hat auch Österreich seine Grenzen zu Ungarn dichtgemacht. Allerdings ist noch nicht klar, wie Österreich die Grenzen wirksam kontrollieren will.

In Absprache mit Tschechien wolle auch die Slowakei «sofortige Maßnahmen» an den Grenzen zu Österreich und Ungarn ergreifen, sagte Chovanec nach einem Gespräch mit seinem slowakischen Kollegen Robert Kalinak. Das weitere Vorgehen werde laufend der aktuellen Lage angepasst.

Die Prager Zeitung «Lidove noviny» sieht hinter der immer neuen Verschiebung der Grenze ein beinhartes, politische Kalkül:

«Die Politik ist ein sehr hartes und zuweilen auch schmutziges Spiel. Und Deutschland beherrscht diese Disziplin sehr gut. Die Schließung der Grenzen führt zu unhaltbaren Bedingungen in jenen Staaten des Schengenraums, in welche die Migranten zuerst strömen. Das erhöht den Druck auf diese Staaten, einer gemeinsamen europäischen Aktion zuzustimmen, vor allem der Umverteilung mittels Quoten. Insbesondere Ungarn dürfte unter extremen Druck geraten und könnte aus der Ablehnungsfront der Visegrad-Staaten (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) ausscheren. (...) Die Politik ist ein schmutziges Geschäft. Es bleibt zu hoffen, dass das deutsche «Vorübergehend» nicht 23 Jahre andauert.»


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Klimageld Auszahlung 300 Euro - kommt es jetzt?
15.01.2025

Klimageld Auszahlung 300 Euro - ist es 2025 soweit? Das Klimageld war fest im Koalitionsvertrag der zerbrochenen Ampel-Regierung verankert....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Sorgen über steigende Anleiherenditen und Kritik an den Magnificent Seven
15.01.2025

Die Welt der Finanzmärkte ist besorgt über die steigenden Anleiherenditen, die eine Bedrohung für Aktien darstellen könnten. Ebenso...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflationsdaten USA: Verbraucherpreise im Dezember gestiegen - Dax springt auf Rekordhoch
15.01.2025

Im Dezember 2025 stiegen die US-Verbraucherpreise um 2,9 Prozent. Die Kerninflation fiel dagegen leicht, wie das US-Arbeitsministerium...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Diesel-Spritkosten schnellen nach oben - und könnten wegen Ölpreis weiter steigen
15.01.2025

In Deutschland steigen die Spritkosten. Vor allem der Liter Diesel hat sich in den letzten fünf Wochen stark verteuert. Als Ursachen macht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steigende Kaufkraft in Deutschland 2025: Studie sieht große regionale Unterschiede
15.01.2025

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage soll die Kaufkraft der Deutsche laut einer Studie 2025 leicht steigen. Vor allem höhere Löhne...

DWN
Politik
Politik Kalifornien untersagt Immobilienspekulation in Brandgebieten
15.01.2025

Kalifornien verbietet Immobilienspekulation in Brandgebieten. Gouverneur Newsom will Angebote unter Marktwert für drei Monate untersagen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unmotivierte Arbeitnehmer: Nur 48 Prozent der Deutschen geben am Arbeitsplatz ihr Bestes
15.01.2025

Nicht nur die Wirtschaft schwächelt in Deutschland, auch die Arbeitsmoral der Arbeitnehmer. Ein weltweiter Vergleich zeigt: Nicht einmal...

DWN
Politik
Politik EPA: Elektronische Patientenakte kommt - Lauterbach betont Sicherheit der E-Patientenakte
15.01.2025

Die EPA (Elektronische Patientenakte) wird in Arztpraxen eingeführt - zunächst nur in Testregionen, später bundesweit....