Der US-Kongress hat Abgeordneten zufolge Ermittlungen eingeleitet, ob die amerikanischen Geheimdienste Pläne für die russische Intervention in Syrien nicht rechtzeitig aufgedeckt haben. In den Geheimdienst-Ausschüssen von Senat und Repräsentantenhaus werde geprüft, ob Warnsignale überhört worden seien, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Kongress-Kreisen. „Es gibt keine förmliche Ermittlung. Doch der Ausschuss wird mit Personen sprechen und diese über potenzielle Probleme bei der Bereitstellung zeitnaher Informationen zu diesem Thema befragen“, zitiert The Hill einen Sprecher des Geheimdienstausschusses des Senats.
Die russische Luftwaffe fliegt seit einer Woche Angriffe gegen Stellungen von Aufständischen in Syrien. Der Westen wirft Russland vor, nicht nur gegen den IS, sondern auch gegen gemäßigte Rebellen vorzugehen. Doch der US-Abgeordnete Adam Schiff sieht keine großen Fehler bei den US-Geheimdiensten. „Obwohl wir die Aktualität und Richtigkeit der Geheimdienstinformationen bewerten werden, sollten wir nicht den Fehler begehen, an unseren Geheimdiensten zu zweifeln (…) Putin hat einen engen Beraterstab und führt eine bewusste Strategie der Improvisation und Unberechenbarkeit“, so Schiff.
Russlands überraschender Einsatz in Syrien hat nicht nur die USA, sondern auch die Nato offenbar kalt erwischt. Sogar die New York Times räumt in einer Analyse ein, dass die Nato „geschwächt“ sei und versuche, wenigsten rhetorisch am Ball zu bleiben.
Allerdings gibt es offenbar Differenzen in Washington, was das Verhältnis der USA zu Russland angeht. Vor allem die Neo-Konservativen fordern einen harten Kurs gegen Putin. Doch Obama hatte Putin vor einigen Wochen ermuntert, in Syrien einzugreifen. Die Russen stehen in ständigem Austausch mit den Amerikanern über den Fortgang der Angriffe. Auch Israel wird informiert und arbeitet mit den Russen informell zusammen. Frankreich hingegen unterstützt Russland im Kampf gegen den IS.