Politik

Wikileaks: Entvölkerung von Syrien ist Teil der US-Strategie

Lesezeit: 1 min
29.10.2015 11:20
Wikileaks-Gründer Julian Assange glaubt, dass die Massenflucht aus Syrien Teil der US-Strategie gegen die Regierung Assad sei: Die Entvölkerung des Landes bringe das Land an den Rand des Kollaps, weil vor allem die gebildete Mittelschicht vertrieben wird. Europas Strategie der offenen Grenzen spiele den US-Interessen in die Hände.
Wikileaks: Entvölkerung von Syrien ist Teil der US-Strategie

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In einem sehr aufschlussreichen Interview mit dem unabhängigen griechischen Nachrichtenportal The Press Project sagte der Wikileaks-Gründer Julian Assange, dass hinter der Vertreibung von hunderttausenden Syrern aus ihrer Heimat bewusstes Kalkül jener Gruppen stehe, die vom Krieg direkt profitieren – also die US-Neocons und ihre Netzwerke in der Rüstungsindustrie, die Söldner-Firmen und die Geheimdienste. Assange sagte, dass die US-Regierung seit 2006 am Sturz von Präsident Baschar al-Assad arbeite. Die „Entvölkerung Syriens“ sei Teil des Konzepts zum Sturz Assads, „weil durch den Krieg vor allem die Mittelklasse weggeht, sprich Ärzte, Beamte, Anwälte, Ingenieure – also genau jene Berufsgruppen, die man braucht, um ein Land überhaupt funktionsfähig zu halten“. Die Vertreibung dieser Gruppen führe zu einer massiven Schwächung von Assad.

Assange sagte, er wisse selbst als Flüchtling, wie wichtig es ist, die Flüchtlinge freundlich aufzunehmen. Denn die Folge der „Politik der offenen Grenzen in Europa“ sei falsch, weil genau das die Ambitionen der Amerikaner unterstütze. Assange: „Wir haben diplomatische Noten, aus denen hervorgeht, dass die schwedische Regierung während des Irak-Kriegs gesagt habe, dass ihr Beitrag zum Krieg die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen sei. Der Irak hat vor einigen Jahren Deutschland gebeten, die Iraker nicht einzuladen, nach Deutschland zu kommen, weil dies für den Aufbau des Landes schlecht sei. Deutschland hatte dem Wunsch dann entsprochen.“

Assange sagte, dass die Geheimdienste und die Unternehmen aus der Rüstungsindustrie ein Interesse daran hätten, den Krieg in Syrien fortzusetzen: „Sie schaffen Probleme, denn dann werden sie zur Lösung der Probleme gebraucht. Wenn es keine Probleme mehr gibt, werden die Budgets gekürzt, und das ist nicht im Interesse derer, die mit dem Krieg Geschäfte machen.“

Der Krieg in Syrien dient unter anderem dazu, den Ölpreis niedrig zu halten. Daher weigert sich die US-Notenbank, die Zinsen anzuheben. Interessant ist, dass Assange sagt, dass die USA, Großbritannien und Frankreich ihre aktuelle Nahost-Strategie abstimmen, erwähnt Deutschland aber nicht. Ob Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Politik der offenen Grenzen mit Washington abgesprochen hat, ist nicht bekannt.

US-Präsident Barack Obama versucht, durch eine Kooperation mit Russland den Krieg in Syrien zu beenden. Er steht allerdings vor dem Ende seiner Amtszeit und kann daher im Grunde nur aus der Defensive handeln. Die Lobbys von Rüstungsindustrie und Energiewirtschaft bereiten sich auf den neuen Präsidenten vor und dürften bis dahin versuchen, eine endgültige Lösung in Syrien zu verschleppen. Die Russen machen allerdings Druck und drängen auf eine diplomatische Lösung. Am Freitag trifft sich erneut die Verhandlungsgruppe in Wien, diesmal erstmals unter Beteiligung des Iran.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...