Gemischtes

Volkswagen-Konzern droht Zerschlagung wegen Schulden

Lesezeit: 2 min
03.12.2015 20:24
Der Volkswagen-Konzern hat seinen Gläubigern den Verkauf von Unternehmensteilen angeboten, um an neue Kredite zu kommen. Zur Diskussion stehen der Verkauf von MAN, Bentley, Lamborghini, Ducati oder Power Engineering.
Volkswagen-Konzern droht Zerschlagung wegen Schulden

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Der vom Abgasskandal erschütterte Volkswagen-Konzern hat Insidern zufolge wichtigen Gläubigern versprochen, für die Rückzahlung eines Überbrückungskredites notfalls auch Unternehmensteile zu verkaufen. VW sicherte sich in dieser Woche eine einjährige Kreditlinie über 20 Milliarden Euro, wie zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Demnach ist der Konzern bereit, Unternehmensteile zu verkaufen oder an die Börse zu bringen, um die Rückzahlung zu sichern. Über konkrete Töchter sei aber nicht gesprochen worden, sagte einer der Insider. VW selbst lehnte eine Stellungnahme ab.

Die neue Kreditlinie wird nach den Reuters-Informationen von 13 Geldinstituten gewährt, von denen nur die UniCredit-Tochter HypoVereinsbank aus Deutschland kommt. Von den 20 Milliarden Euro nutzt VW im Moment die Hälfte, wie die Insider weiter berichteten. Die Banken hätten dem Konzern noch mehr Geld zur Verfügung gestellt, weil sie an der Finanzierung gut verdienten: Der Zinssatz liege bis zu 0,8 Prozentpunkte über dem Referenzsatz.

Im Moment beraten Investmentbanker VW bei der Frage, wie Gelder aufgebracht werden können. Den Insidern zufolge sind Entscheidungen aber nicht zu erwarten, so lange es keine Klarheit über die Belastungen gibt. So muss der Konzern wohl Millionen Fahrzeuge umbauen und Strafen zahlen.

Wie die Kenner weiter berichteten, ist unwahrscheinlich, dass VW Töchter wie Audi, Porsche oder die gerade entstehende Lkw-Sparte an die Börse bringt. Ganz oben auf der Liste stünden dagegen Teile von MAN – nämlich die, die nicht im Lkw-Bau aktiv sind. Der Bereich Power Engineering, der etwa Schiffstriebwerke oder Minikraftwerke anbietet, könnte zwischen vier und fünf Milliarden Euro wert sein. VW könnte den Informationen zufolge auch die Edelmarken Bentley oder Lamborghini sowie den Motorradanbieter Ducati verkaufen.

Bei der 20-Milliarden-Kreditlinie bleibt den Insidern zufolge die Deutsche Bank außen vor. Das Institut schrumpft gerade und will das Kapital schonen. Stattdessen stellten acht Institute je 1,825 Milliarden Euro: Neben der HVB sind das Citigroup, Barclays, Bank of Tokyo Mitsubishi, BNP Paribas, HSBC, Mizuho und Societe Generale. Je 1,08 Milliarden kämen von Goldman Sachs, Bank of America, Santander, BBVA und Credit Agricole. Die Institute waren entweder nicht erreichbar oder lehnten eine Stellungnahme ab.

Die Insider sagten, VW hoffe darauf, im Frühjahr an die Anleihenmärkte zurückzukehren, wenn sich die Krise etwas gelegt habe und die Renditeaufschläge gesunken seien. Dann soll der Überbrückungskredit mit neuen Anleihen abgelöst werden.

In den USA sind mittlerweile 500 Sammelklagen gegen den Konzern anhängig. Verklagt wurden sowohl VW, die Töchter Audi und Porsche sowie der Zulieferer Bosch. Zudem gibt es Klagen gegen US-Chef Michael Horn und ehemalige VW-Vorstandschef Martin Winterkorn.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...