Nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei sorgen Bilder eine russischen Soldaten in türkischen Hoheitsgewässern für neue Spannungen. Die Regierung in Ankara bestellte am Montag den russischen Botschafter Andrej Karlow ins Außenministerium ein, wie ein Vertreter des Ministeriums sagte. Mehrere türkische Medien hatten am Sonntag Bilder von einem Soldaten auf dem russischen Kriegsschiff "Cäsar Kunikow" gezeigt, der bei der Durchfahrt durch den Bosporus offenbar ein Abschussgerät für eine Flugabwehrrakete in Position hielt.
Außenminister Mevlüt Cavusoglu forderte Russland auf, derartige "Provokationen" zu unterlassen. Dass das russische Schiff "auf solche Weise den Bosporus durchquert habe, sei eine "klare Provokation", sagte er dem Sender Kanal 24. Er hoffe darauf, dass es sich um einen "Einzelfall" handele. Die Türkei habe dies bislang nicht verweigert und die Konvention von Montreux vollständig befolgt, so der Minister weiter. Russland sollte im Gegenzug nun seine „provokativen Akte“ einstellen.
Russland solle sich wie ein "reiferer Staat" verhalten. Laut dem türkischen Fernsehsender NTV hatte das Schiff, das der russischen Schwarzmeerflotte angehört, den Bosporus am Sonntagmorgen durchquert. Andere Medien berichteten, der Vorfall habe sich bereits am Freitag ereignet.
Der Abschuss eines russischen Kampfjets durch türkische Jagdflugzeuge an der türkisch-syrischen Grenze am 24. November hat zu einem schweren Zerwürfnis zwischen Moskau und Ankara geführt. Zuletzt hatte Russland der Türkei offen vorgeworfen, Ölgeschäfte mit der Terror-Miliz IS zu betreiben.
Am Sonntag haben drei Kriegsschiffe der Nato am Bosporus angelegt. Bei den Schiffen handelt es sich um die F-334 NRP Francisco de Almeida, die F-105 ESPS Blaz de Lezo und die FFG-338 HMCS Winnipeg, meldet die Nachrichtenagentur Doğan. Am selben Tag überquerte das russische Kriegsschiff „Caesar Kunikov“ den Bosporus und fuhr vom Schwarzen Meer aus in das Mittelmeer.
Während der Durchfahrt durch den Bosporus hielt ein russischer Soldat eine Luftabwehrrakete in Richtung der Stadt Istanbul und verharrte damit vor der internationalen Presse. Ankara stufte diesen symbolischen Akt als Provokation ein, berichtet Famagusta Gazette.