Am zweiten Tag seines Besuchs in Italien hat der iranische Präsident Hassan Ruhani für weitere Investitionen in seinem Land geworben und Papst Franziskus ein Besuch abgestattet. Als "sicherstes und stabilstes Land der Region" werde sich der Iran für Investoren öffnen, sagte Ruhani am Dienstag vor italienischen und iranischen Unternehmern in Rom. Menschenrechtler warfen Teheran unterdessen die Hinrichtung Minderjähriger vor.
Bezüglich ausländischer Investitionen gebe es "keine Unterschiede in der Beurteilung" durch die einzelnen Akteure im Iran, sagte Ruhani. Auch das geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei stehe dahinter. Investoren versprach er "Stabilität und die Garantie auf einen angemessen Gewinn aus den Investitionen".
Ruhani war am Montag in Rom eingetroffen, wo er unter anderem mit seinem italienischen Kollegen Sergio Mattarella und Regierungschef Matteo Renzi zusammenkam. Laut italienischen Regierungsvertretern wurden Verträge im Wert von 17 Milliarden Euro unterzeichnet, darunter ein Vertrag mit dem Pipelinehersteller Saipem in Höhe von fünf Milliarden Euro.
Neben der Wiederaufnahme der Wirtschaftsbeziehung nach Aufhebung der internationalen Sanktionen Mitte Januar waren auch der Konflikt in Syrien und der Antiterrorkampf ein Thema. Als nächste Station seiner Europareise stand Paris auf Ruhanis Programm, wo Verträge zum Kauf von 114 Airbus-Flugzeugen unterzeichnet werden sollen.
Die iranische Wirtschaft war durch die im Zuge des jahrelangen Atomstreits verhängten Finanz- und Handelssanktionen in eine schwere Krise geraten. Mitte Januar wurde aber die Umsetzung des im Juli geschlossenen Atomabkommens verkündet, woraufhin die meisten Strafmaßnahmen aufgehoben wurden.
Papst Franziskus verlangte von Ruhani ein stärkeres Engagement für den Frieden in der Golfregion. Teheran müsse "für angemessene politische Lösungen" in der Region eintreten, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche nach einem 40-minütigen Treffen im Vatikan. "Ich setze meine Hoffnung in den Frieden", fügte Franziskus hinzu.
Ruhani sagte, das Treffen mit dem Papst habe ihn erfreut. "Ich bitte Sie, für mich zu beten", trug er Franziskus auf. In einer Erklärung des Vatikans hieß es, Franziskus habe die "wichtige Rolle" Teherans in der Region betont. Ruhani solle sich für Lösungen einsetzen, welche "die Verbreitung von Terrorismus" sowie den Waffenhandel stoppten.
Amnesty International warf dem Iran indes eine "schändliche Missachtung von Kinderrechten" vor. Die Justiz habe mehr als hundert Jugendliche zum Tod verurteilt, in den vergangenen zehn Jahren seien 73 von ihnen hingerichtet worden, hieß es in einem Bericht der Menschenrechtsorganisation.
Der Iran verstoße gegen die UN-Kinderschutzkonvention, die Todesurteile gegen zur Tatzeit Minderjährige verbiete und die Teheran vor 20 Jahren unterzeichnet habe. Trotz einer Jugendstrafrechtsreform "liegt der Iran hinter der Welt zurück", beklagte Amnesty. "Er behält Gesetze bei, die Todesurteile für Mädchen ab neun Jahren und Jungen ab 15 Jahren erlauben."