Politik

Österreich glaubt Merkel nicht mehr und baut Grenz-Zaun gegen Italien

Lesezeit: 1 min
14.02.2016 23:46
Der österreichische Bundeskanzler glaubt Angela Merkels Mantra vom Schutz der EU-Außengrenzen nicht mehr und lässt einen Grenzzaun am Brenner gegen Italien errichten. Die Österreicher sind besonders verärgert, weil Deutschland seit Wochen klammheimlich Wirtschaftsflüchtlinge an der bayrischen Grenze zurückführt.
Österreich glaubt Merkel nicht mehr und baut Grenz-Zaun gegen Italien

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Österreich verlässt sich nicht mehr auf Angela Merkels Beschwörungen von der Notwendigkeit des Schutzes der EU-Außengrenzen. Wie die Tiroler Tageszeitung berichtet, sind die Vorbereitungen für die Schließung der Grenze zu Italien abgeschlossen. Es wird Zäune geben, die „ein unkontrolliertes Ausströmen“ von Flüchtlingen und Migranten „auf die Autobahn und auf die Bahnstrecke“ verhindern sollen. Am Brenner-Pass wird es eine „Kontrollstraße mit Containern für die Registrierung der Flüchtlinge“ geben. Noch vor wenigen Monaten hatte der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann sich geweigert, das Wort „Zaun“ überhaupt in den Mund zu nehmen.

Nun zeigt sich Faymann desillusioniert von der Flüchtlingspolitik der EU. Die Kronen-Zeitung zitiert Faymann: „Die Sicherung der EU-Außengrenze wäre natürlich das Richtige, aber ich glaube nicht mehr daran, dass sich das rechtzeitig ausgeht. Und ich bin nicht bereit, zu warten und Zeit zu versäumen.“

Die Österreicher sind verärgert über die klammheimliche Praxis der Bundesregierung, sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge von der deutschen Staatsgrenze wieder nach Österreich zurückzuschicken: Allein im Januar seien 3723 Marokkaner, Algerier und Ägypter von Deutschland zurückgeschickt worden, zitiert die Kronen-Zeitung die Zahlen des Innenministeriums. Unterdessen ist es am Hauptbahnhof von Linz zu einer Häufung von Zwischenfällen gekommen. Die Zeitung zitiert Eltern, die ihre Kinder nicht mehr mit dem Regionalzug nach Linz fahren lassen, sondern Fahrgemeinschaften bilden. Ein Sprecher der ÖBB sagte: „Gerade bei den Spätzügen gibt es immer wieder Fahrgäste, die uns bitten, sie bis auf den Bahnsteig zu begleiten, weil sie sich fürchten.“

Vor diesem Hintergrund will sich die österreichische Regierung nicht mehr auf Zusagen aus Berlin verlassen. Im Herbst hatte Bundeskanzler Faymann noch gesagt: „Die Kapitäne haben das Schiff unter Kontrolle. Angela Merkel hält Wort.“

Diese Einschätzung scheint sich in Österreich nun gründlich geändert zu haben. Die chaotische Flüchtlings- und Einwanderungspolitik führt außerdem zu schweren Verstörungen zwischen Süd- und Nordtirol. Die Online-Seite der Dolomiten zitiert Stefan Premstaller, Internationaler Referent der Junge Generation der SVP: „Mit dem Schengen-Abkommen war es Südtirol im Jahr 1998 endlich möglich, die nach dem Ersten Weltkrieg aufgezwungene Brennergrenze zu überwinden. Sollte an der Brennergrenze wirklich ein Zaun entstehen, so würde dies uns Südtiroler in die Lage der 1990er Jahre zurückkatapultieren und wäre im Hinblick auf die enge Bindung zu Tirol und zum Vaterland Österreich eine enorme Rückwärtsentwicklung“, so  der JG.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...