In der anhaltenden Ölkrise hat Russland nun eine maßgebende Rolle in der Formierung eines neuen Kartells angenommen, die zu einer geopolitischen Neuordnung führen könnte. Ein erstes Treffen zwischen Russland, Katar, Saudi-Arabien und Venezuela im Februar wird Mitte März in einer größeren Gruppe wiederholt. Sollte Russland dort einen Konsens erreichen, würde das seine Führungsrolle weiter stärken.
Bis zur Ölkrise bestimmte Saudi-Arabien die Ölpreise. Mittlerweile ist sein Einfluss aber stark geschwächt. Die kleineren OPEC-Staaten haben bereits eine Deckelung der Produktion verlangt – bisher jedoch ohne Übereinkommen.
Lange Zeit war Saudi-Arabien ein Verbündeter der USA, doch auch das hat sich geändert. C.W. Freeman Jr., ehemaliger US-Botschafter in Riyad, hatte erst kürzlich vermerkt: „Wir haben einen langen Verfall der Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien gesehen, und dieser begann weit vor Obamas Amtszeit.“ Die Beziehungen verschlechterten sich mit der Aufhebung der Sanktionen bezüglich des iranischen Nuklear-Abkommens im Januar noch weiter. Saudi-Arabien muss, auch im Angesicht der anhaltenden Bedrohung durch den IS, weiter nach einem Verbündeten im Golf schauen. Obwohl Russland und Saudi-Arabien sich in Syrien uneinig sind, könnte der Ölpreisverfall den Weg für eine Zusammenarbeit der beiden Staaten ebnen.
Diese Annäherung ist nicht die erste ihrer Art: Bereits 2013 wurde von einem versuchten Deal berichtet. Wenn Russland ein Abkommen zwischen seinem langjährigen Verbündeten Iran und Saudi-Arabien aushandeln kann, könnte es sich auch bei OPEC durchsetzen.
Russland, Saudi-Arabien und andere Staaten produzieren im Moment auf Rekordniveau und Kevin Norrish, Barclays Chefresearcher für Rohstoffe, sagte, es wäre „unerlässlich anzumerken“, dass in diesem Jahr nur wenig Zuwachs in der Produktion von Russland, Katar und Venezuela zu erwarten ist.
Aufgrund des Bestrebens die Produktion wieder zu Prä-Sanktions-Höhen zurückzubringen, hat der Iran sich nicht zum Produktionsstillstand verpflichtet. Wie Russlands Energieminister Aleksander Novak feststellt: „Der Iran ist in einer besonderen Position, da das Produktionsniveau des Landes auf dem Niedrigstand ist. Ich denke also, man könnte an ihn einzeln herantreten, mit einer gesonderten Lösung.“
Die großen Golfstaaten sind sich einig und mit der Zusicherung von mehr Unterstützung gegen den IS, ist es wahrscheinlich, dass auch der Irak Russland folgt. Falls dieses Szenario eintritt, würde Russland als Anführer der Ölstaaten, die für 73 Prozent der globalen Ölversorgung einstehen, hervorgehen.
Diese Analyse ist eine Kurzfassung eines Textes von Rakesh Upadhyay im Fachmagazins oilprice.com, auf dem dieser Beitrag zuerst erschien.