Politik

Regierung plant zehn Milliarden Euro für Flüchtlinge ein

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die Eckpunkte für den Bundeshaushalt 2017 beschlossen. Zehn Milliarden Euro sind zusätzlich für die Versorgung und Integration von Flüchtlingen vorgesehen. Als weiteren Schwerpunkt nannte Schäuble „die innere und äußere Sicherheit unseres Landes“.
23.03.2016 15:29
Lesezeit: 1 min

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch die Eckpunkte für den Bundeshaushalt 2017 beschlossen. „Wir bleiben in einem schwierigen Umfeld unserer soliden Finanzpolitik treu“, so Finanzminister Wolfgang Schäuble.

Vorgesehen ist im kommenden Jahr ein deutlicher Anstieg der Ausgaben auf 325,5 Milliarden Euro, 2,7 Prozent mehr als für 2016 geplant. Ebenfalls gebilligt wurde die Vorlage Schäubles für die mittelfristige Finanzplanung. Sie sieht bis 2020 ein weiteres Ausgabenwachstum auf 347,8 Milliarden Euro vor.

Neue Schulden sind im gesamten Finanzplanungszeitraum nicht geplant. Möglich wird dies 2017 durch höhere Steuereinnahmen sowie niedrige Zinsausgaben. Für 2018 ist allerdings eine globale Minderausgabe von 6,7 Milliarden Euro eingeplant, um Mehrkosten ohne Abkehr von der „schwarzen Null“ decken zu können.

Im Vergleich zur bisherigen Finanzplanung sehen die Eckwerte für 2017 rund zehn Milliarden Euro zusätzlich für die Versorgung und Integration von Flüchtlingen vor. Als weitere Schwerpunkte nannte Schäuble „natürlich die innere und äußere Sicherheit unseres Landes“. Aufgestockt werden Mittel für die Bundeswehr sowie für die Bundespolizei.

SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte, es gebe in den Eckpunkten einen „klaren Schwerpunkt auf gesellschaftlichen Zusammenhalt und Integration“. Es gehe um ein Paket von fünf Milliarden Euro, von dem „nicht nur Flüchtlinge profitieren, sondern alle, die in Deutschland leben“.

Arbeitsministerin Andrea Nahles sagte dazu in Berlin, vorgesehen seien eine Milliarde Euro zusätzlich für Integrationskurse für Flüchtlinge, 2,2 Milliarden Euro für Sozialleistungen ihres Ressorts, 1,3 Milliarden Euro für das Bauressort, insbesondere für sozialen Wohnungsbau sowie etwa eine halbe Milliarde Euro für das Familienressort. Der letzte Punkt betrifft den Ausbau von Kitaplätzen und Extremismusprävention.

Auf dieses Paket hatte vor allem die SPD gedrängt, während Schäuble mit zusätzlichen Ausgaben zögerte. Er bestätigte das Volumen von fünf Milliarden Euro nicht. Unionspolitiker wiesen darauf hin, dass die SPD hier auch Maßnahmen einrechne, die längst gemeinsam beschlossen worden seien. Das Zusatzvolumen bezifferte der CDU-Haushaltsexperte Eckhardt Rehberg mit gut zwei Milliarden Euro.

Übereinstimmend kündigten Schäuble und Nahles an, dass bereits in diesem Jahr ein Programm gestartet werden soll, um noch in Sammelunterkünften untergebrachten Flüchtlingen Arbeitsgelegenheiten nach dem Vorbild von Ein-Euro-Jobs anzubieten. Ab 2017 sollen dafür laut Nahles 300 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Dies solle Menschen helfen, „die jetzt schon viele Monate hier sitzen und zur Untätigkeit verdammt sind“.

Zuwächse gibt es auch bei Entwicklungspolitik und humanitärer Hilfe. Hier schlagen allerdings vor allem die Hilfen für Herkunftsregionen von Flüchtlingen zu Buche. Entwicklungspolitische Verbände wiesen darauf hin, dass ohne diesen Sondereffekt das international zugesagte 0,7-Prozent-Ziel in weiter Ferne bleibe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen
16.05.2025

Alternative Investments gelten als Baustein für resiliente Portfolios. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Anlageklasse? Warum sie...

DWN
Politik
Politik Dobrindt: Grenzkontrollen markieren den Beginn eines Kurswechsels
16.05.2025

Innenminister Dobrindt setzt auf strengere Maßnahmen und schärfere Grenzkontrollen – ein klarer Kurswechsel in der Migrationspolitik....

DWN
Politik
Politik Grüne kritisieren Wadephuls Aussage zu Verteidigungsausgaben als "naiv"
16.05.2025

Verteidigungsausgaben sollen auf fünf Prozent steigen – ein Vorschlag, der Deutschland spaltet. Doch wie realistisch ist dieses Ziel?...

DWN
Politik
Politik Merz warnt vor Wiederbelebung von Nordstream 2 – Geheimgespräche zwischen USA und Russland
16.05.2025

Geheimgespräche zwischen Washington und Moskau über Nordstream 2 alarmieren Berlin. CDU-Chef Friedrich Merz warnt vor einer...

DWN
Politik
Politik Fünf Prozent für Verteidigung: Welche Kosten kämen auf Deutschland zu?
16.05.2025

Die Debatte um höhere Verteidigungsausgaben nimmt Fahrt auf: Fünf Prozent des BIP stehen im Raum. Doch was würde das konkret für...

DWN
Politik
Politik Russland-Ukraine-Friedensverhandlungen: Was kann in Istanbul erreicht werden?
16.05.2025

Russland und Ukraine starten in Istanbul neue Friedensverhandlungen – doch wie realistisch sind Fortschritte? Welche Rolle spielen...

DWN
Politik
Politik Die Macht der Herausforderung: Putin hat gekniffen
16.05.2025

Man möchte den wenigstens etwas ernstzunehmenden Menschen sehen, der geglaubt hat, Wladimir Putin würde die Herausforderung des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DAX-Konzerne verzeichnen deutlichen Rückgang bei Gewinnen
16.05.2025

Geringere Gewinne, schrumpfende Belegschaften und globale Unsicherheiten: Deutschlands DAX-Konzerne stehen unter Druck. Doch wie...