Finanzen

Saudi-Arabien spürt die Folgen des Ölpreis-Verfalls

Lesezeit: 1 min
01.04.2016 01:15
Saudi-Arabien bekommt die Folgen des Ölpreisverfalls, den das Land maßgeblich mitverursacht hatte, immer deutlicher zu spüren. Zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 sank im Februar die umlaufende Geldmenge, während die Devisenreserven der Zentralbank weiter zurückgingen.
Saudi-Arabien spürt die Folgen des Ölpreis-Verfalls

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Folgen des Ölpreis-Verfalls wirken sich zunehmend auf die Binnenkonjunktur Saudi-Arabiens aus. Saudische Verbraucher haben im Februar erstmals seit mindestens fünf Monaten weniger Geld von Konten abgehoben und ausgegeben, wie laut Bloomberg aus einer Mitteilung der Zentralbank vom Montag hervorgeht. Dies führte dazu, dass die im Umlauf befindliche Geldmenge M3 zum ersten Mal seit Beginn der Messung durch Bloomberg im Jahr 2000 zurückging. Analysten deuten dies als Zeichen dafür, dass sich der von den tiefen Ölpreisen ausgehende Druck auf den Staatshaushalt und die Wirtschaft des Landes langsam auch in der Bevölkerung bemerkbar macht.

„Die Daten spiegeln ein geschwächtes Verbrauchervertrauen wider. Die Ölpreise bleiben trotz der Erholungsbewegung vom Februar und März weiterhin niedrig und die verfügbaren Einkommen sind im laufenden Jahr unter Druck. Eine Erholung des Konsums ist 2016 unwahrscheinlich“, sagte ein von Bloomberg zitierter Analyst. Abhebungen von Bargeld sanken im Februar um rund 8 Prozent. Auch Geldtransaktionen gingen im Jahresvergleich im Februar zurück.

Auch die Devisenreserven der saudi-arabischen Zentralbank gingen im Februar um rund 9 Milliarden Euro zurück. Deren Umfang ist im internationalen Vergleich zwar immer noch bedeutend, seit Monaten jedoch sind hohe Abflüsse zu verzeichnen, die den Staatshaushalt unter Druck bringen. Im vergangenen Jahr hatte das Land ein Haushaltsdefizit von rund 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet.

Zwar stieg die Kreditvergabe an private Geschäftsbanken an, es dürfte sich der Einschätzung von Experten zufolge dabei aber nur um ein kurzfristiges Phänomen handeln. „Der Anstieg der Kreditvergabe deutet nicht auf ein Wachstum der Volkswirtschaft hin. Tatsächlich ist die Anzahl der Projekte deutlich gesunken. Insgesamt beobachten wir, dass sich die Einsparungen der Regierung negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken“, sagte eine Analystin der Abu Dhabi Commercial Bank.

Der Verfall der Ölpreise wurde von dem weltgrößten Exporteur des Rohstoffes seit Ende 2014 bewusst in Kauf genommen, um die aufstrebende Fracking-Industrie in den USA zu behindern. Mittlerweile zeigen sich jedoch immer mehr schädliche Nebenwirkungen dieser Strategie. Erst kürzlich wurde bekannt, dass das Land im vergangenen Jahr in wichtigen Zielländern seiner Exporte Marktanteile eingebüßt hat.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...