Politik

Bundesregierung plant neue Steuern für fossile Heiz- und Kraftstoffe

Die Bundesregierung will für den Klimaschutz neue Steuern einführen, die Autofahrer und Mieter betreffen. Es wird geprüft, zusätzliche Abgaben auf fossile Kraftstoffe und Heizstoffe zu erheben. Damit soll die Nachfrage nach umwelt- und klimaschonenden Technologien stimuliert werden.
04.05.2016 01:46
Lesezeit: 2 min

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Markus Wacket von Reuters hat die Pläne der Bundesregierung zur Umsetzung des Klimaschutzes analysiert:

Autofahrer und Mieter könnten für den Klimaschutz noch stärker als bislang zur Kasse gebeten werden. Die Kosten der Umweltschäden würden den Verursachern bisher nicht ausreichend in Rechnung gestellt, heißt es im Entwurf für einen „Klimaschutzplan 2050“ des Umweltministeriums, der Reuters am Dienstag vorlag. Die Regierung werde daher bis Sommer 2017 ein Konzept für Abgaben und Umlagen im Verkehr vorlegen. Dazu werde geprüft, „inwiefern zusätzliche Abgaben auf fossile Kraftstoffe und Heizstoffe die Nachfrage nach umwelt- und klimaschonenden Technologien unterstützen und stimulieren können.“ Zudem macht der Plan klar, dass der Ökostrom-Ausbau beschleunigt werden müsse, um die in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Dazu müsse die Kohleverstromung weit vor 2050 beendet werden.

Der Klimaschutzplan soll den Weg zur Umstellung von Industrie und Gesellschaft auf den nahezu kompletten Verzicht auf den Ausstoß von Treibhausgasen weisen. Dazu werden bestehende Klimaschutzziele präzisiert und Vorschläge für den Umbau gemacht. Vorausgegangen war eine umfangreiche Beteiligung von Bürgern und Verbänden. Der Entwurf soll in den nächsten Tagen in die Abstimmung mit den anderen Ressorts der Regierung gehen. Mit Widerstand wird gerechnet. Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte, der Reuters vorliegende Entwurf von Ende April sei noch nicht der letzte Stand, der von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gebilligt werden müsse.

Die Idee für höhere Abgaben auf Sprit oder Heizöl traf bei den Linken auf Unterstützung: „Der Klimaschutzplan ist ein erster Schritt in die richtige Richtung“, sagte Linken-Energieexpertin Eva Bulling-Schröter. Jetzt sei nur zu hoffen, dass die Pläne nicht beim ersten Widerstand der Wirtschaftslobby zusammenfielen.

In dem Papier heißt es weiter, der Ausstieg aus der Kohleverstromung müsse „deutlich vor 2050“ gelingen. Schon bis 2030 müssten Kraftwerke ihren Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) gegenüber 2014 halbieren. Dies sei nur mit Eingriffen möglich. Um Härten für die betroffenen Beschäftigten und Regionen zu vermeiden, soll eine Kommission „Klimaschutz und Vollendung der Energiewende“ Empfehlungen erarbeiten.

Auf der anderen Seite müsse der Ausbau der erneuerbaren Energien gegenüber jetzigen Plänen beschleunigt werden. Gerade die Solar-Förderung müsse wieder verbessert werden, die in den vergangenen Jahren hinter den angepeilten Ausbauzielen zurückgeblieben war. Die Ökostromerzeugung insgesamt wird demnach bis 2030 um rund 75 Prozent ausgeweitet. Das würde einem Anteil von über 60 Prozent am Verbrauch 2030 entsprechen. Um beispielsweise Speichertechniken auszubauen, solle zudem die Forschungsförderung in den nächsten zehn Jahren verdoppelt werden.

Der Plan gibt einzelnen Sektoren wie etwa Verkehr, Gebäude oder Industrie für 2030 ein Budget an CO2 vor, das ausgestoßen werden darf. Für den Verkehrssektor bedeutet dies ein Minus von 40 Prozent gegenüber dem derzeitigen Stand, das unter anderem durch mit Ökostrom betriebene E-Autos erreicht werden soll. Dazu werden Abgaben auf den Einsatz fossiler Treibstoffe wie Benzin und Diesel erwogen. Im Entwurf wird darauf hingewiesen, dass der Verkehrssektor für 30 Prozent aller Emissionen verantwortlich ist. Rund 90 Prozent davon beruhten auf Erdöl, was wiederum Deutschland im Jahr 50 Milliarden Euro koste.

Die Industrie wiederum muss rund 30 Prozent ihrer CO2-Emissionen bis 2030 vermeiden. Dies soll vor allem durch höhere Energieeffizienz erreicht werden. Dieser Sektor ist allerdings wie die Energiewirtschaft vom europäischen Emissionshandel erfasst. Der gibt europaweit die Einsparziele über einen Preis für das Recht zum Ausstoß von CO2 vor. Das System steht allerdings als zu wenig wirkungsvoll in der Kritik. Deutschland werde sich in der EU für „weitere Reformen zur Stärkung des Emissionshandels“ einsetzen, kündigte das Ministerium in dem Papier an.

In Paris war vereinbart worden, dass die Weltgemeinschaft in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Produktion von CO2 vollständig einstellen soll. Deutschland will schon 2050 seine Emissionen um bis zu 95 Prozent gegenüber 1990 kürzen.

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