Volkmar Tanneberger, Leiter der Elektrik-/Elektronik-Entwicklung bei Volkswagen sieht sein Unternehmen in der Pflicht, die e-Mobility voranzutreiben, um die Zukunft des neuen Automobils auch bei VW zu sichern.
Tanneberger sagte bei einer VW-Veranstaltung in Berlin, dass Volkswagen bis 2020 zwanzig neue Plug-in-Hybride und E-Fahrzeuge auf den Markt bringen will
Die Digitalisierung der Mobilität sei im Vormarsch. Die Automobilindustrie werde mit Problemen und Herausforderungen konfrontiert, auf die sie reagieren müsste. Die Konkurrenz sei nicht mehr nur unter anderen Automobilherstellern zu finden, sondern kommt auch aus der Internetindustrie. Als größte Herausforderungen für die nahe Zukunft sieht Tanneberger folgende Bereiche:
Neue Kundenbedürfnisse, die durch die Digitalisierung entstehen: Das Auto verliert immer mehr an Bedeutung als Statussymbol. Vor allem die junge Generation im urbanen Bereich weltweit zieht Nutzen gegenüber dem Besitz vor. Maßgeschneiderte Mobilität mit hohem Servicestandard wird dem Besitz eines Autos vorgezogen. So hat z.B. Uber mit seinem Taxidienst eine neue Alternative gegenüber der traditionellen Mobilität geschaffen.
Connectivity: Der Kunde ist es gewohnt, permanent vernetzt und erreichbar zu sein. Dieselben Ansprüche werden auch an die neue Generation von Fahrzeugen gestellt. Die Kunden erwarten ebenso, ganz nach dem Vorbild der digitalen Welt, dass die On-Board-Systeme der Fahrzeuge, gleich den Smartphones, automatisch aktualisieren.
Substitute neuer Geschäftsmodelle: Es sind sogenannte „disruptive” (zerstörerische) Ansätze zu beobachten, wie z. B. schon mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie, wenn eine Technologie durch eine neuere verdrängt wird. Google ist zwar kein Experte auf dem Gebiet des Autobaus und strebt dies wahrscheinlich auch nicht an, dafür ist das Unternehmen aber weltweit führend auf dem Gebiet der Datenanalyse und Datenverarbeitung. Google drängt nun in das Geschäftsfeld der vernetzten Fahrzeuge, die Unmengen an Daten kreieren werden und in Zukunft auch strukturiert werden müssen. Datendienste, die Verhaltensmuster erkennen können und Kundenprofile erstellen, werden neue Anwendungsgebiete im Automobil finden. So wie Uber die Mobilität im Taxigewerbe durch extrem hohe Zuverlässigkeit, Präzession und Servicequalität revolutioniert hat, werden es andere Unternehmen in der Automobilbranche versuchen.
Machtverschiebung bei Lieferanten: Unternehmen wie Google, Apple, Alibaba und Baidu gewinnen zunehmend an Einfluss. Gab es vorher noch ein klares Machtverhältnis zugunsten der großen Automobilhersteller, so verschiebt sich dies nun zusehends. Es besteht keine direkte Abhängigkeit der Lieferanten vom Automobilhersteller. Dies führt zu einer neuen Art der Partnerschaften.
Neue Konkurrenten: Unternehmen wie Apple und Google versuchen ihre Betriebssysteme ins Fahrzeug zu bringen. Google spezialisiert sich hier auf den Bereich des autonomen Fahrens und versucht mit dem Android-System tief in die Fahrzeuge einzudringen.
Das Auto der Zukunft sei ein Produkt + X, das heißt, ein Fahrzeug, das in einem digitalen, vernetzten Ökosystem eingebettet ist. Die große Herausforderung hierbei sei es, zwar Kooperation mit Dritten einzugehen, die über das nötige Know-how verfügen, die Kernkompetenzen aber trotzdem beim Hersteller zu konzentrieren. Auch Datenschutz sei ein Thema in diesem Bereich, da Kunden- und Fahrzeugdaten nicht von Dritten genutzt werden sollten.
Erste Ansätze zum autonomen Fahren gäbe es bereits in Form von adaptiven Spurführungssystemen, Stauassistenten und Einparkhilfen, die über eine App gesteuert werden. Zurzeit seien diese Systeme aber nur kurzfristig einsetzbar, da die Fahrerhaftung gewährleistet sein muss.