BP senkt seine Investitionen nach einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal erneut. Angesichts der schwachen Ölpreise und schwierigen Raffinerie-Geschäfte sei das Nettoergebnis um 45 Prozent auf 720 Millionen Dollar gefallen, teilte der britische Konzern am Dienstag mit. Damit schnitt BP deutlich schlechter ab als von Analysten erwartet. Die in London notierte Aktie lag am Dienstag-Vormittag 1,5 Prozent im Minus.
Der Ölriese kündigte an, nun im laufenden Jahr weniger als 17 Milliarden Dollar investieren zu wollen. Um die Kosten zu reduzieren, hatte BP im vergangenen Jahr seine Ausgaben dreimal zurückgefahren und fast zehn Prozent der 80.000 Mitarbeiter entlassen.
Nach wie vor leidet der Konzern unter den niedrigen Ölpreisen. Im zweiten Quartal kostete Brent beispielsweise rund ein Viertel weniger als im Vorjahreszeitraum. Die weltweiten Lagerbestände befinden sich bereits auf einem Rekordhoch.
Zwar hat sich der Ölpreis inzwischen wieder etwas erholt im Vergleich zum Jahresbeginn, doch das Umfeld wird nicht einfacher. Der Margendruck dürfte im dritten Quartal zunehmen und die Produktion wegen Wartungsarbeiten zudem niedriger ausfallen, warnte BP-Chef Dudley am Dienstag, wie die dpa berichtet.
Zugleich können die Briten nur nach und nach die Folgen der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko bewältigen. Im zweiten Quartal verbuchte BP diesbezüglich Vor-Steuer-Kosten von 5,2 Milliarden Dollar. Die gesamten Lasten im Zusammenhang mit der verheerenden Ölpest summieren sich damit jetzt auf 62 Milliarden Dollar.
Der niedrige Ölpreis hat auch die Gewinne der großen Öl-Konzerne Shell und Total deutlich geschmälert. Shell verdiente unter dem Strich im zweiten Quartal mit einer Milliarde Dollar 70 Prozent weniger als vor einem Jahr, wie der britisch-niederländische Konzern am Donnerstag mitteilte. Der als Kennzahl in der Branche wichtige bereinigte Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten hat sich mit 1,55 Milliarden Dollar mehr als halbiert, teilte das Unternehmen am Mittwoch in London mit. Shell-Chef Ben van Beurden sieht trotz der Zahlen nicht nur schwarz. Die Gegenstrategie zu niedrigen Ölpreisen heiße Einsparungen. „Wir werden weiter unser Ausgabenniveau drücken“, kündigte er an.
Der bereinigte Nettogewinn des französischen Rivalen Total fiel mit 2,2 Milliarden Dollar 30 Prozent niedriger aus. Während Shell die Erwartungen von Analysten erheblich verfehlte, lag Total darüber. Der französische Konzern verwies darauf, dass sich der Preis der Öl-Sorte Brent seit Jahresbeginn erholt habe. Davon habe das Unternehmen profitiert, erklärte Total-Chef Patrick Pouyanne. So sei der Gewinn im Vergleich zum Vorquartal um ein Drittel gestiegen. Das angepeilte Sparziel von 2,4 Milliarden Dollar habe man somit bereits erreicht. Shell-Chef Ben van Beurden betonte dagegen, die niedrigen Ölpreise seien nach wie vor eine Herausforderung. An der Börse startete die Shell-Aktie 3,6 Prozent tiefer in den Handel. Total notierten 0,2 Prozent schwächer.
Vergleichsweise wacker schlug sich hingegen der US-Ölriese ExxonMobil. Er verzeichnete zwar das schlechteste Quartalsergebnis seit über 15 Jahren, erwirtschaftete aber wie auch Shell noch einen Gewinn. Seinen Aktionären will Shell für das erste Quartal wie im Vorjahreszeitraum 0,47 Dollar je Anteilsschein als Dividende zahlen.
Der Gewinnrückgang signalisiert die Probleme der gesamten Ölbranche, schreibt Bloomberg. Diese stützten sich während des Ölpreis-Verfalls im vergangenen Jahr auf die Gewinne ihrer Raffinerien. BP werde zwar die Investoren weiter zurückfahren – die Schulden des Unternehmens werden aber weiter steigen und die Ölpreise tendenziell fallen. In Kanada und Nigeria läuft die Ölförderung nach einigen Unterbrechungen wieder normal, was zusätzlichen Druck auf die Notierungen ausübt.
„In der zweiten Jahreshälfte wird es für die Raffinerien schwierig werden. Auch wenn die Firmen ihren Kosten reduzieren konnten bestehen für BP und die anderen Ölmultis noch immer große Herausforderungen“, wird ein Analyst zitiert.