China öffnet seinen weitgehend abgeschotteten Aktienmarkt weiter für ausländische Investoren. Die Börsen in Hongkong und dem südchinesischen Shenzhen können künftig kooperieren, wie das Kabinett in Peking nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag beschloss. Anlegern wird damit ermöglicht, jeweils an der anderen Börse gelistete Papiere zu handeln. Investoren können so über Hongkong auf dem chinesischen Festland investieren.
Eine ähnliche Kooperation war bereits vor zwei Jahren zwischen Hongkong und Chinas wichtigstem Börsenplatz Schanghai gestartet. Bis dahin waren Investitionen am Aktienmarkt nur in Ausnahmen für Ausländer möglich. Die Öffnung des Marktes in Schanghai wurde damals von Analysten als zentraler Schritt in der Liberalisierung von Chinas Finanzsystem gefeiert. Die asiatische Finanzmetropole Hongkong wird seit 1997 autonom als chinesische Sonderverwaltungsregion regiert.
Die Verbindung der Märkte in Hongkong und Shenzhen war schon früher erwartet worden, wurde aber nach Einschätzung von Beobachtern wegen der Börsenturbulenzen in China verschoben. Ein Start werde nun zu einem «angemessenen» Zeitpunkt in diesem Jahr erfolgen, zitierte Xinhua die chinesische Börsenaufsicht. Chinas Börsen waren Mitte 2015 um rund 40 Prozent eingebrochen, wobei Werte von über 5 Billionen US-Dollar vernichtet wurden.
Einem vom Wirtschaftsmagazin Caixin zitierten Beamten der China Securities Regulatory Commission zufolge wird die Zusammenarbeit der Börsen bis Ende Dezember in Kraft treten. Chinas Premierminister Li Keqiang sagte am Dienstag, dass die Börsen-Allianz ein neues Kapitel hinsichtlich der Öffnung der chinesischen Kapitalmärkte und der Regulierung der Marktprozesse darstelle. Sie werde die Zusammenarbeit zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland sowie die Rolle Hongkongs als internationales Finanzzentrum stärken, berichtet Caixin.