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Heiße Tage, kühle Skepsis: Warum wir uns mit Klimaanlagen so schwertun

Während Klimaanlagen in vielen Ländern weltweit zur normalen Ausstattung gehören, sind sie in Deutschland noch immer umstritten. Hitzewellen machen Wohn- und Arbeitsräume zunehmend unerträglich – doch viele Deutsche verbinden Klimageräte mit Umweltproblemen, Gesundheitsrisiken und einem unangenehmen Kältegefühl. Warum ist die Skepsis hierzulande so ausgeprägt, und gibt es Anzeichen für eine Trendwende?
12.08.2025 14:26
Lesezeit: 3 min
Heiße Tage, kühle Skepsis: Warum wir uns mit Klimaanlagen so schwertun
Eine Person reguliert mithilfe einer Fernbedienung die Temperatur einer Klimaanlage auf 24 Grad Celsius im Showroom der Firma Berliner Klima Klimaanlagen Technik und Service (Foto: dpa). Foto: Paul Zinken

In den USA sind Klimaanlagen ganz normal. Auch Städte wie Dubai, Athen, Madrid, Bangkok und Singapur hätten ihren wirtschaftlichen Aufschwung wohl kaum ohne Klimaanlagen erlebt.

Hierzulande sind jedoch viele Büros gar nicht oder schlecht klimatisiert, ebenso Geschäfte, Hotels und Restaurants - und auch in vielen Krankenhäusern fehlt eine angemessene Klimatisierung, was aus Sicht von Patientinnen, Patienten und Personal problematisch ist. Im Auto dagegen verzichtet heutzutage kaum noch jemand auf eine gute Klimaanlage.

Die Deutsche Bahn fällt immer wieder durch ausfallende Klimaanlagen in ICE-Zügen auf. Deutschlands größtes Nahverkehrsunternehmen, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), arbeitet nur mit Lüftungen, hat in seinen U-Bahnen keine Klimaanlagen eingebaut. Erklärung: Sie seien „nicht wirtschaftlich und umweltschädlich“ („Wir öffnen bei der U-Bahn minütlich am U-Bahnhof alle Türen. Dieser Umstand ist für Klimaanlagen nicht gerade hilfreich.“)

Kulturwissenschaftlerin: Kalte Räume für Deutsche ungewohnt

„Es gibt gute Gründe für eine "Skepsis" gegenüber Klimaanlagen“, sagt die Kulturwissenschaftlerin Eva Horn mit Blick auf die im deutschsprachigen Raum verbreitete Zurückhaltung gegenüber Klimageräten. „Es gibt so etwas wie kulturelle Gewohnheiten. Die Erfahrung, aus der Hitze in einen gefühlt eiskalten Raum zu kommen, ist für Deutsche ungewohnt.“

Die Kultur- und Literaturwissenschaftlerin Horn ist Professorin an der Universität Wien. 2024 brachte sie unter anderem das Buch „Klima - Eine Wahrnehmungsgeschichte“ heraus.

„Klimaanlagen verschlingen nicht nur extrem viel Energie und tragen so zum Klimawandel weiter bei. Sie sind auch oft zu kühl eingestellt und werden daher häufig als unangenehm empfunden, denn sie gehen von einer Norm-Temperatur aus: 22 Grad Celsius, 50 Prozent Luftfeuchtigkeit“, sagt Horn.

In Deutschland sind Tricks gegen Hitze noch nicht eingeübt

Indem wir uns an solche Norm-Temperaturen gewöhnten, verlören wir die Toleranz für höhere oder niedrigere Temperaturen - und hielten sie daher kaum mehr aus. „In den Tropen sieht man bereits, dass Luxus ganz stark mit Kühle assoziiert wird und die Leute die warmen Außentemperaturen, wenn möglich, meiden - also zum Beispiel ihre Wochenenden in Shoppingmalls verbringen.“

Horn meint: „In Deutschland, wo wir heiße Sommer noch nicht lange gewöhnt sind, fehlen uns auch die vielen Tricks, die helfen, sich ohne Klimatisierung abzukühlen: Fächer und Sonnenschirme, die Siesta, Essen auf den späten Abend verschieben, sich mit Wasser besprühen, kühle Suppen - oder einfach mal die Füße stillhalten.“

Jüngst ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Innofact im Auftrag des Verbraucherportals Verivox, dass lediglich rund 18 Prozent der Befragten zu Hause ein Klimagerät nutzen. Annähernd zwei Drittel von ihnen verwenden ein mobiles Gerät, einen sogenannten Monoblock. Diese sind meist günstiger, aber weniger effizient als verbaute Anlagen.

Vermutlich verzichten viele Menschen in Deutschland wegen hoher Stromkosten auf zusätzliche Klimageräte - auch, weil die steigende Zahl von Wärmepumpen, die ebenfalls zur Kühlung genutzt werden können, einen Extra-Kauf überflüssig macht.

Anzeichen für eine Trendwende?

Allerdings: Angesichts heißer Sommer werden in Deutschland mehr Klimaanlagen gebaut und auch importiert, wie Statistiker jetzt mitgeteilt haben. 2024 stieg die Produktion sprunghaft um gut 92 Prozent auf knapp 317.000 Geräte, wie das Statistische Bundesamt mitgeteilt hat. Innerhalb von fünf Jahren kletterte die Produktion um rund 75 Prozent. In dieser Zeitspanne wurden auch deutlich mehr Klimageräte importiert - der Warenwert stieg seit 2019 um fast 50 Prozent.

Viele Gründe fürs deutsche Fremdeln mit Klimaanlagen

Und was sagen professionelle Kälteforscher zu alledem? Uwe Franzke, Geschäftsführer beim (nicht-universitären) Institut für Luft- und Kältetechnik (ILK) in Dresden meint: „Während in Südeuropa, Asien oder den USA die Klimaanlage längst zum Standard gehört, wird in Deutschland die Klimaanlage nach wie vor negativ betrachtet.“ Dieses Fremdeln habe neben den Kosten und den typisch deutschen Umweltbedenken noch weitere Gründe.

Wie der ILK-Chef erläutert, ist das zum einen historisch geprägt: „Kühlung galt lange als Luxus – Heizen war wichtiger.“ Zudem gebe es verbreitete Gesundheitsbedenken: „Viele empfinden Klimaanlagen als krankmachend – Zugluft, trockene Luft, Erkältungsrisiko und nicht zuletzt Lautstärke.“

Außerdem gebe es eine spezielle Mentalität: „"Da muss man halt durch" – Hitze wird oft zähneknirschend ertragen statt bekämpft.“ Die Folgen seien dann „nachlassende Konzentrationsfähigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit“.

Der sommerliche Wärmeschutz - etwa Sonnenschutz oder Speichermassen - komme bei vielen Gebäuden in längeren Hitzeperioden an seine Grenzen, sagt Franzke. Es sei da keine kurzfristige Besserung zu erwarten. „Im privatwirtschaftlichen Bereich sehen wir zunehmend die Bereitschaft, in Klimaanlagen zu investieren. In der öffentlichen Verwaltung und ähnlichen Institutionen sehe ich keine Änderung.“

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