Politik

Bundesregierung kündigt große Terror-Übung mit Einsatz der Bundeswehr an

Lesezeit: 1 min
01.09.2016 03:38
Bundeswehr und Polizei werden im Februar eine großangelegte gemeinsame Übung durchführen. Damit erfolgt erstmals ein Einsatz der Bundeswehr im Inland, der über die bisherigen Einsätze bei Naturkatastrophen hinausgeht.
Bundesregierung kündigt große Terror-Übung mit Einsatz der Bundeswehr an

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ungeachtet der massiven Kritik an einem Bundeswehreinsatz im Innern sollen Polizei und Armee sich demnächst gemeinsam auf einen Terroranschlag in Deutschland vorbereiten. Vertreter von Bund und Ländern verständigten sich am Mittwoch in Berlin auf eine gemeinsame Übung, die im Februar stattfinden soll. Dabei gehe es um die Vorbereitung auf "komplizierte, über Tage andauernde und schwierige Terrorlagen", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere. "Das ist eine kluge Vorsorge für eine unwahrscheinliche, aber denkbare Situation."

Ebenso wie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen unterstrich de Maiziere, ein solcher Einsatz dürfe immer nur von der Polizei angefordert und geführt werden, um in Einklang mit der Verfassung zu stehen. An der Übung sollten vier Bundesländer und der Bund beteiligt werden. Eine Arbeitsgruppe werde in Kürze die Übung und ein Szenario vorbereiten.

Nach Angaben des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Saarlands Ressortchef Klaus Bouillon (CDU), haben deutlich mehr Länder Interesse an einer Teilnahme angemeldet. Diejenigen, die nicht zum Zuge kämen, sollten als Beobachter zugelassen werden.

Von der Leyen versicherte, für alle Sicherheitslagen im Inland sei die Polizei zuständig, und diese leiste hervorragende Arbeit. Die Übungen sollten helfen, schnell und effizient zu reagieren, wenn die Hilfe der Bundeswehr gebraucht werde. Welche Fähigkeiten die Armee beisteuern könne, müsse noch geklärt werden. Auch darüber entscheide die Polizei.

Laut de Maiziere geht es um die Bereiche Transport, Aufklärung und Versorgung. Diese Kompetenzen würden auch schon bei anderen Katastrophenfällen genutzt, allerdings bisher nicht im Zusammenhang mit sogenannten Terrorlagen. Es gehe aber auch um die Frage, inwieweit Feldjäger unter Führung der Polizei etwa zur Ordnung von Räumen oder zur Verkehrslenkung eingesetzt werden könnten. .

Ein Bundeswehreinsatz im Innern ist umstritten, vor allem die Opposition und Teile der SPD sind dagegen. Die Debatte darüber war nach den Anschlägen in Deutschland, Frankreich und Belgien neu entflammt. Da sich für eine Grundgesetzänderung keine Mehrheit abzeichnet, will die Regierung die in der Verfassung enthaltenen Möglichkeiten nutzen. Auch das im Juli verabschiedete Weißbuch zur Sicherheitspolitik sieht gemeinsame Übungen von Polizei und Bundeswehr vor.

Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, wertete den Einsatz von Feldjägern - etwa an Bahnhöfen - skeptisch. "Feldjäger als Hilfspolizisten einzusetzen, um die Polizei tot zu sparen, geht mit uns nicht", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" von Donnerstag laut Vorabbericht. Wenn die Bundeswehr aber über Technik verfüge, die der Polizei fehle, sollte diese bei Anti-Terror-Einsätzen genutzt werden, etwa gepanzerte Sanitätsfahrzeuge, Sprengstoff-Spürhunde oder Spürpanzer. Linken-Vizefraktionschef Jan Korte kritisierte, die Regierung erwecke den Eindruck, die Verfassung zur Not passend machen zu wollen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...