Die Zahl der Italiener, die ihr Glück im Ausland suchen, ist im vergangenen Jahr auf mehr als 5,2 Millionen gestiegen. Allein im vergangenen Jahr verließen der italienischen Statistikbehörde zufolge 199.000 Italiener ihre Heimat. In den letzten 90 Jahren war die Zahl der Auswanderer nicht mehr so hoch gewesen, ein Plus von mehr als 6 Prozent.
Die lange Rezession in Verbindung mit der anhaltenden Bankenkrise und den politischen Differenzen haben damit mehr Italiener aus dem Land getrieben, als Einwanderer ins Land kamen. Die politische Elite des Landes hat kein Mittel dagegen.
„Lasst die, die gehen wollen, gehen“, sagte Ministerpräsident Matteo Renzi noch vor einem Jahr bei einer Rede in Venedig im Oktober. „Meine Aufgabe ist es, ihnen eine Möglichkeit zu geben, zurückzukehren, wenn sie es wollen.“ Am 4. Dezember beim Referendum könnte sich zeigen, ob das italienische Volk Renzi weiterhin das Vertrauen gibt. Deshalb sind die derzeitigen Worte Renzis auch anders gewählt. „Die Daten bezüglich der Auswanderer tun weh, aber das sind die Folgen der vergangenen 20 Jahre“, zitiert Bloomberg Renzi.
Seit dem Sommer ist das italienische BIP zumindest wieder auf Wachstumskurs. Doch die zunehmenden Schwierigkeiten in der Bankenbranche stellt die Regierung des Landes schon jetzt vor kaum lösbare Schwierigkeiten. Eine Finanzhilfe aus der EU scheint nicht vermeidbar, allein die Bedingungen sind noch nicht offiziell geklärt. Aber lang kann EZB-Präsident Draghi das Land nicht mehr mit Anleihekäufen stützen.