Finanzen

EU will gemeinsame Sicherung für Sparguthaben abmildern

Die EU-Einlagensicherung könnte in abgeschwächter Form umgesetzt werden. Die Sparkassen begrüßen den Richtungswechsel.
02.11.2016 01:21
Lesezeit: 1 min

In die Debatte über einen einheitlichen Schutz von Bankeinlagen in Europa kommt laut Reuters Bewegung. Die zuständige Berichterstatterin im Europäischen Parlament, Esther de Lange, schlägt eine abgespeckte Form der EU-Einlagensicherung vor - und erntet dafür Lob aus Deutschland. Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon sprach am Dienstag von einem "begrüßenswerten Richtungswechsel". Es sei "notwendig und sachgerecht", dass sich de Lange für ein Festhalten an den nationalen Einlagensystemen einsetze.

Durch neue EU-Regeln sollen Spareinlagen bis zu 100.000 Euro in Europa künftig besser geschützt werden. Die Niederländerin de Lange will ihren Vorschlag, deren Entwurf der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, am Donnerstag vorstellen. Er sieht vor, dass am Ende die Hälfte aller Gelder in den nationalen Sicherungstöpfen verbleiben. Ein weiteres Viertel soll in nationale Kammern in Brüssel fließen und nur das letzte Viertel in einen gemeinsamen europäischen Sicherungstopf. Die EU-Kommission hatte dagegen vorgeschlagen, dass ab 2024 alle Gelder - rund 43 Milliarden Euro - in einem Fonds in Brüssel gebündelt und bei Bankenschieflagen eingesetzt werden.

"Frau de Lange lehnt in ihrem Bericht die sehr weitgehenden Vorstellungen der Europäischen Kommission und damit eine unkontrollierte Transferunion unter Banken ab", erklärte Gerhard Hofmann, Vorstand im Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). "Insofern stellt der Bericht einen klaren Kontrapunkt zur Kommission dar. Die Vergemeinschaftung soll später als im Kommissionsvorschlag eintreten und grundsätzlich weniger weitreichend sein."

De Lange schlägt ähnlich wie die EU-Kommission zunächst eine Art Rückversicherungsphase vor, in der sich nationale Sicherungstöpfe in Notfällen unter die Arme greifen. Ein EU-Topf soll laut de Lange erst dann eingerichtet werden, wenn eine Reihe von Bedingungen erfüllt sind. Dazu zählen etwa der Aufbau von ausreichenden Risikopuffern im Bankensystem und die Harmonisierung des Insolvenzrechts. BVR-Vorstand Hofmann sieht auch diese "risikoreduzierenden Bedingungen" positiv. Grundsätzlich lehnen es Genossenschaftsbanken und Sparkassen jedoch weiter ab, überhaupt für kriselnde Geldhäuser in anderen europäischen Ländern einzuspringen.

Die EU-Kommission hatte ihre Pläne für einen einheitlichen Schutz von Spareinlagen vor einem Jahr vorgelegt. Das EU-Parlament und der Europäische Rat müssen jedoch noch zustimmen - Experten rechnen deshalb noch mit einigen Anpassungen. Die Bundesregierung und die deutschen Banken lehnen die Kommissions-Pläne kategorisch ab. Sie fürchten, dass Geldhäuser aus der Bundesrepublik sonst am Ende für Pleiten von Instituten in Griechenland und anderen kriselnden Euro-Staaten geradestehen müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Miete bald unbezahlbar? Mehr als die Hälfte des Gehalts für die Miete
23.06.2025

Als Mieter müssen viele Menschen mittlerweile mehr als die Hälfte ihres Einkommens für ihre Bleibe bezahlen. Wie eine repräsentative...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland: Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
22.06.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
22.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardenschwere Anleger schwenken um: Keine Rezession in Sicht
22.06.2025

Milliardenschwere Fondsmanager halten eine globale Rezession inzwischen für höchst unwahrscheinlich. Dennoch dominieren Unsicherheit und...

DWN
Immobilien
Immobilien Hamburger Westfield-Überseequartier: Ist das die Renaissance der Shopping-Malls?
22.06.2025

In Hamburg hat ein gigantisches Einkaufszentrum auf 419.000 Quadratmetern eröffnet. Ein Tor, wer dabei nur an Shopping denkt. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...