Finanzen

Bundesregierung wird Glyphosat komplett verbieten

Lesezeit: 1 min
04.09.2019 10:35  Aktualisiert: 04.09.2019 10:37
Die Bundesregierung wird den Unkrautvernichter Glyphosat bis 2023 schrittweise komplett verbieten.
Bundesregierung wird Glyphosat komplett verbieten
Foto: Patrick Pleul

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  

Der Bund will den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat auch zum Schutz von Insekten bis 2023 komplett verbieten. Ende 2023 werde der Einsatz glyphosathaltiger Mittel verbindlich beendet, heißt es im "Aktionsprogramm Insektenschutz", den das Bundeskabinett am Mittwoch beschloss. "Das Insektensterben ist dramatisch", betonte Umweltministerin Svenja Schulze. Bestäuber für Obst und Gemüse fehlten. "Es muss mehr Summen und Brummen." Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner sagte: "Die Biene ist systemrelevant." Daher soll auch der Einsatz von Insektiziden, die die Artenvielfalt beeinträchtigen, in Naturschutzgebieten oder Nationalparks komplett untersagt werden. Die Zulassungsvoraussetzungen neuer Pflanzenschutzmittel werden zudem verschärft. Ein Gesetzespaket soll die Vorhaben bis Jahresende umsetzen.

Der Einsatz gerade von Glyphosat ist in den vergangenen Jahren zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsressort umstritten gewesen. Auch international machte das Mittel Schlagzeilen. Glyphosat zählt zu den weltweit am meisten eingesetzten Unkrautvernichtern und wurde vom Monsanto-Konzern entwickelt, den der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer für rund 63 Milliarden Dollar gekauft hat. Das Herbizid steht im Verdacht, krebserregend zu sein, weshalb sich Bayer in den USA milliardenschwerer Klagen erwehren muss. "Wir sehen die Entscheidung der Bundesregierung kritisch, bis Ende 2023 aus Glyphosat auszusteigen", sagte ein Sprecher des Konzerns. Der Beschluss ignoriere das seit Jahrzehnten bestehende wissenschaftliche Urteil unabhängiger Zulassungsbehörden auf der ganzen Welt, dass Glyphosat bei ordnungsgemäßer Anwendung sicher sei.

Das Umweltministerium wollte eigentlich früher einen Verzicht auf das Mittel. Aufgrund des EU-Rechtes könne es aber vorher nicht verboten werden, sagte Schulze.

Auch für die Natur sind die Konsequenzen verheerend: Breitbandherbizide wie Glyphosat töten Pflanzen vollständig ab, darunter viele, auf die Insektenarten als Nahrung angewiesen sind. Das "Aktionsprogramm Insektenschutz" nennt deshalb weitere Maßnahmen: So sollen Landwirte auch verpflichtet werden, Rückzugsflächen am Rande von Feldern oder auf diesen selbst für Insekten zu schaffen. Der Bund wird daneben zusätzliche Flächen als Biotope ausweisen. Unter anderem will die Bundesregierung für die Forschung 100 Millionen Euro jährlich zur Verfügung stellen. Vereinbart wurde zudem, dass die EU-Flächenförderung für Landwirte in Deutschland weiter umgestellt wird. Sechs Prozent statt wie bisher 4,5 Prozent der Mittel können 2020 etwa für besonders umweltfreundliche Landwirtschaft verwendet werden.

Der Umweltverband BUND kritisierte das Paket insgesamt als "unkonkret, unambitioniert und unzureichend". Damit sei keine Trendumkehr beim Insektenschutz zu erreichen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...