Finanzen

Merkel nennt Entwicklung des Maschinenbaus „besorgniserregend“

Lesezeit: 2 min
15.10.2019 11:35  Aktualisiert: 15.10.2019 11:40
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Abschwung der deutschen Konjunktur und insbesondere die Situation im Maschinenbau als besorgniserregend bezeichnet.
Merkel nennt Entwicklung des Maschinenbaus „besorgniserregend“
Foto: Bernd von Jutrczenka

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich besorgt über die konjunkturelle Entwicklung geäußert. Diese sei vor allem im Maschinenbau "besorgniserregend", sagte Merkel am Dienstag in Berlin beim Maschinenbau-Verband VDMA. Diese Branche sei "so etwas wie ein Frühindikator." Die Kanzlerin machte dafür vor allem internationale Handelsstreitigkeiten und hier die US-Regierung verantwortlich. Sicher gebe es gewisse zyklische Erscheinungen mit einer Konjunkturabschwächung nach einer langen Wachstumsphase in Deutschland. Aber das schwächere Wachstum werde vor allem durch internationale Handelskonflikte bewirkt.

„Die Party ist noch nicht vorbei, aber man sollte nahe am Ausgang tanzen", sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Carl Martin Welcker, anlässlich des Gipfels in Berlin. Die Produktion der stark auf den Export ausgerichteten Branche liege derzeit 1,6 Prozent unter dem Vorjahreswert, der Auftragseingang verzeichne sogar ein Minus von 9 Prozent. Welcker bekräftigte die Prognose, wonach die Produktion im Jahr 2019 um zwei Prozent zurückgehen werde.

„Für das kommende Jahr prognostizieren wir mit viel Optimismus ein Minus in gleicher Höhe", bestätigte er auch den Ausblick für 2020. „Die Zahlen sind das Ergebnis einer unguten Gemengelage – globaler Handelsstreit sowie große Transformationen schlagen einer exportstarken Branche wie unserer direkt ins Kontor." Besorgt blickten die Hersteller auf die Entwicklungen in den USA und China - den wichtigsten Auslandsmärkten der Maschinenbauer. „Beide stellen den internationalen Handel, gar die internationale Zusammenarbeit, mehr und mehr in Frage."

Mit mehr als einer Million Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 200 Milliarden Euro sind die Hersteller von Maschinen „Made in Germany" ein Rückgrat der Deutschen Wirtschaft. Zu den Unternehmen gehören zahlreiche Mittelständler, aber auch große börsennotierte Konzerne wie Thyssenkrupp, Siemens oder Gea.

Der Internationale Währungsfonds wird wegen des Handelsstreits deutlich pessimistischer und kappt seine Prognosen für die Weltwirtschaft. Vor allem die Perspektiven für Deutschland sehen schlechter aus, hieß es im am Dienstag veröffentlichten Weltwirtschaftsbericht. Hier erwartet der IWF 2019 ein Wachstum von 0,5 Prozent. Deutschland ist besonders abhängig vom Export und spürt dadurch den von den USA entfachten Handelsstreit mit China und der EU viel stärker als andere Staaten.

Weltweit ergibt sich ein ähnliches Bild für ein schwaches Jahr 2019. Hier rechnet der IWF 2019 mit einem Wachstum von 3,0 (bislang: 3,2) Prozent - dem schlechtesten Wert seit der Weltwirtschaftskrise vor zehn Jahren.. Immer neue Sonderzölle hätten die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen gedämpft, hieß es zur Begründung. So wuchs das globale Handelsvolumen im ersten Halbjahr nur um ein Prozent - das langsamste Tempo seit 2012. Im Gesamtjahr wird hier mit einem Plus von 1,1 Prozent und 2020 von 3,2 Prozent gerechnet. Im Juli war der IWF noch von 2,5 Prozent für 2019 und 3,7 Prozent für 2020 ausgegangen.

Laut IWF wäre die Lage ohne die sehr lockere Geldpolitik in vielen Ländern und Wirtschaftsregionen noch wesentlich schlechter. Die Geldpolitik dürfe aber nicht die einzige Stütze sein. Die Finanzpolitik der Länder müsse bei Spielräumen tätig werden. Explizit wurde hier Deutschland genannt. Die Bundesregierung solle die aktuell negativen Zinsen nutzen, um mehr zu investieren. Sollte das Wachstum auf der Welt noch weiter nachlassen, sei eine koordinierte Antwort der Staaten womöglich erforderlich.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...