Politik

Wegen Sturmböen: Deutsche Windenergie gefährdet Stromnetz in Europa

Das unzureichende Stromnetz Deutschlands bedroht bei Starkwind die Sicherheit des polnischen und tschechischen Stromnetzes. Der bei Sturmböen von Windanlagen in zu großem Umfang produzierte Strom wird aus Deutschland nach Polen und Tschechien umgeleitet. Dort droht in Spitzenzeiten der Zusammenbruch des Netzes, weshalb die Osteuropäer dazu übergegangen sind, die Netze einfach zu kappen.
29.10.2012 01:48
Lesezeit: 1 min

Deutschland versucht seit Jahren, seinen Vorsprung bei den Erneuerbaren Energien zu halten und weiter auszubauen. Aber auch der langsame Atomausstieg führte zu einem rapiden Anstieg bei den Erneuerbaren Energien. Während im Süden die Solartechnik vorherrschend ist, sind vor allem in Mittel- und Norddeutschland große Plantagen von Windkraftanlagen an Land und Offshore gebaut worden bzw. in Planung. Doch die Schwierigkeiten bei der Speicherung des durch Windkraft erzeugten Stroms und das unzureichende Stromnetz in Deutschland sorgen bezüglich der Windtechnik nun aber für starke Auseinandersetzungen zwischen Deutschland, Tschechien und Polen.

Die mittel- und osteuropäischen Länder arbeiten gerade vermehrt daran, ihre Stromleitungen, die die deutschen Stromerzeuger nutzen, während der windreichsten Tage zu kappen. „Deutschland ist sich des Problems bewusst, aber es gibt nicht ausreichend politischen Willen, das Problem zu lösen“, sagte Pavel Solc, der tschechische stellvertretende Minister für Industrie und Handel, dem Nachrichtendienst Bloomberg. „Es ist zu teuer“, fügte er hinzu  Ein wirklicher Ausbau und Umbau der deutschen Netze würde mindestens 32 Milliarden Euro kosten, gaben die Netzbetreiber in Deutschland vor einem halben Jahr an. Also „sind wir gezwungen, einseitig defensive Schritte zu unternehmen, um Unfälle und einen Zusammenbruch unseres Netzes zu verhindern“, so Pavel Solc.

Besonders im Winter kann dies zu erheblichen Problemen führen. Vergangenen Februar kam es in Deutschland aufgrund der unzureichenden Nord-Süd-Verbindung fast zu einem Zusammenbruch im Süden, der nicht genügend Energie hatte. Während der starke Wind an der Ostsee die tschechischen und polnischen Stromnetze massiv überlastete und dort entsprechend fast zu einem Zusammenbruch brachte. Wirtschaftlich ist dies für Tschechien und Polen ebenfalls problematisch. Aufgrund des überschüssigen Stroms aus Deutschland mussten beispielsweise das Prager Versorgungsunternehmen CEZ AS und die in Warschau ansässige PGE SA einige Kohlekraftwerke in den westlichen Teilen Tschechiens und Polens vom Netz nehmen

Die Stromnetze der ehemaligen Ostblock-Staaten „sind an ihrem Limit“, so Pavel Solc,    wenn die Windkraftanlagen aus Norddeutschland oder von der Ostsee Überspannungen erzeugen. Aus diesem Grund planen die Tschechen und Polen beispielsweise bis Ende des Jahres so genannte Secuity Switches in grenznahen Gebieten zu installieren, um den deutschen Stromzufluss zu regulieren und notfalls ihre Netze von Deutschland abzutrennen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...