Finanzen

Merck profitiert von Euro-Schwäche

Der Darmstädter Konzern Merck ist trotz schwacher Ergebnisse im Pharmabereich um sechs Prozent gewachsen. Vor allem der Eurokurs und Produkten für die Pharmaforschung sorgten für Profit. Dagegen machte die Gesundheitssparte wegen hoher Forschungskosten fast drei Prozent weniger Gewinn.
07.08.2015 12:50
Lesezeit: 2 min

Der schwache Euro und ein starkes Geschäft mit Produkten für die Pharmaforschung helfen dem Darmstädter Merck -Konzern über Ergebnisrückgänge im Pharmabereich hinweg. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg im zweiten Quartal um gut sechs Prozent auf 899 Millionen Euro, wie das Pharma- und Chemieunternehmen am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit 887 Millionen Euro etwas weniger erwartet. “Die Währungsentwicklung hat uns zwar geholfen, aber auch ohne diesen zusätzlichen Rückenwind sind unsere Geschäfte gewachsen”, sagte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley.

Kurz vor der milliardenschweren Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich brummt vor allem das Zuliefergeschäft für Pharmakonzerne und Forschungseinrichtungen, das Merck mit dem Zukauf stärkt. Merck-Finanzchef Marcus Kuhnert erwartet den Abschluss des Zukaufs im September. “Derzeit arbeiten wir daran, die letzten noch fehlenden kartellrechtlichen Genehmigungen einzuholen”, sagte Kuhnert. Es fehlt noch grünes Licht aus Brasilien. Merck sei zudem noch dabei, die Auflagen der EU zu der Übernahme umzusetzen. Als Teil der Auflagen sollen unter anderem Teile des europäischen Geschäftes für Lösungsmittel und anorganische Stoffe von Sigma-Aldrich verkauft werden. Die rund 17 Milliarden Dollar schwere Übernahme ist die größte in der fast 350-jährigen Unternehmensgeschichte von Merck.

Für das Gesamtjahr rechnet Merck-Chef Kley unverändert mit einem Umsatzplus auf 12,3 bis 12,5 (Vorjahr: 11,3) Milliarden Euro. Der Gewinn vor Sondereinflüssen soll 3,45 bis 3,55 (3,38) Milliarden Euro erreichen. Im zweiten Quartal setzte Merck 3,2 Milliarden Euro um, ein Zuwachs von gut 14 Prozent. Dazu trug auch der schwache Euro bei, aus alleiniger Kraft legten die Südhessen nur rund zwei Prozent zu. Zum Wachstumstreiber entwickelte sich der Bereich Life Science, der Produkte für die Pharmaforschung anbietet. Hier profitierten die Darmstädter von einer steigenden Nachfrage aus der Biotechbranche sowie von Preiserhöhungen. Der bereinigte Betriebsgewinn des Bereichs, der durch die Sigma-Aldrich-Übernahme weiter an Gewicht gewinnt, legte um gut 20 Prozent zu. Im Spezialchemiegeschäft sorgte die Übernahme der britischen AZ Electronic sowie Wechselkurseffekte für einen Ergebnisanstieg von mehr als 30 Prozent.

Dagegen machte Merck in seiner Gesundheitssparte wegen hoher Forschungs- und Entwicklungskosten fast drei Prozent weniger Gewinn. Merck ist gerade dabei, sein schwächelndes Pharmageschäft mit milliardenschweren Investitionen wieder auf Trab zu bringen. Dabei setzten die Darmstädter vor allem auf die zukunftsträchtigen Immuntherapie von Krebs. Mit seinem wichtigsten Medikament, dem Mutiple-Sklerose-Mittel Rebif, machte das Unternehmen im zweiten Quartal währungsbereinigt zwölf Prozent weniger Umsatz. “Wir werden auch in den nächsten Jahren mit Wettbewerbsdruck und sinkenden Umsätzen bei Rebif konfrontiert sein”, sagte Kuhnert. Das Mittel, das gespritzt wird, kämpft verstärkt mit Konkurrenz durch Präparate, die als Tablette eingenommen werden können.

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