Politik

Österreich baut Grenzzaun zu Slowenien

Lesezeit: 1 min
28.10.2015 16:57
Österreich hat sich nun doch entschlossen, einen Grenzzaun an der slowenischen Grenze zu errichten. Die Innenministerin sagte, die Planungen sollen in zehn Tagen abgeschlossen sein.
Österreich baut Grenzzaun zu Slowenien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Österreich will seine Grenze abschnittsweise mit einem Zaun sichern, um den ungeordneten Zugang von Flüchtlingen aus Slowenien zu stoppen. "Ja natürlich geht es auch um einen Zaun", sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner am Mittwoch dem Sender Ö1, nachdem sie zuvor nur von "baulichen Maßnahmen" gesprochen hatte. Die Absperrung sei mehrere Kilometer links und rechts des Grenzübergangs Spielfeld geplant.

"Dichtmachen" wolle sie die Grenze nicht, sagte die Politikerin der konservativen ÖVP. "Es geht darum, einen geordneten, kontrollierten Zutritt zu garantieren" und sich auf eine Verschärfung der Krise vorzubereiten. Einen konkreten Plan für den Zaun will sie nun binnen zehn Tagen ausarbeiten lassen.

Berlin reagierte zurückhaltend: "Wir haben immer wieder gesagt, dass wir nicht glauben, dass das derzeitige Flüchtlingsproblem durch den Bau von Zäunen oder gar Mauern zu lösen ist", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Die Flüchtlingskrise wird zunehmend zur Belastung für das deutsch-österreichische Verhältnis. Am Dienstag hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Wien ein "skandalöses" Verhalten vorgeworfen, weil Flüchtlinge ohne Absprache auch in den Nachtstunden an der grünen Grenze zu Deutschland abgesetzt würden.

Dem pflichtete Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch bei. Das Verhalten Österreichs in den vergangenen Tagen sei "nicht in Ordnung" gewesen. Das Nachbarland müsse "ab sofort zu einem geordneten Verfahren zurückkehren".

Mikl-Leitner machte Berlin für die Krise verantwortlich, weil es im Sommer entschieden habe, Syrer nicht mehr in andere EU-Länder zurückzuschicken. "Signale erzeugen Wirkung, und diese Wirkung spüren wir", sagte sie in dem Ö1-Interview. Die Flüchtlinge "marschieren Richtung Deutschland, ob wir wollen oder nicht". Zur Kritik aus Bayern und Berlin sagte sie: "Lassen wir doch die Kirche im Dorf."

Die EU-Kommission weiß nach eigenen Angaben noch nichts über die Wiener Zaun-Pläne. EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker wolle aber noch am Mittwoch mit Österreichs Kanzler Werner Faymann sprechen, sagte eine Sprecherin in Brüssel. Der slowenische Ministerpräsident Miro Cerar erklärte seinerseits, sein Land denke schon seit geraumer Zeit über "ein ähnliches Szenario nach". Seine Regierung sei "bereit", eine Sperranlage an seiner Grenze zu Kroatien zu bauen, so bald dies notwendig erscheine.

Ungarn hatte Mitte Oktober nach der Grenze zu Serbien auch seine Grenze zu Kroatien mit einem Zaun dichtgemacht. Seitdem suchen sich tausende Flüchtlinge täglich ihren Weg von Serbien durch Kroatien und Slowenien bis nach Österreich - und von dort nach Deutschland.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...