Finanzen

Unbekannter Hochfrequenz-Händler greift türkische Börse an

Lesezeit: 1 min
14.03.2016 16:08
Seit über einem Jahr dominiert ein unbekannter Händler mit hohen Aktienkäufen das Geschehen an der Istanbuler Börse. Bislang ist nicht bekannt, wer dahintersteht. Der Händler, der mit Algorithmen zu arbeiten scheint, hat offensichtlich bedeutenden Anteil an der guten Entwicklung des türkischen Leitindex.
Unbekannter Hochfrequenz-Händler greift türkische Börse an

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Seit über einem Jahr investiert ein bislang unbekannter Händler auffallend hohe Summen an der Istanbuler Börse, wie die Finanzplattform Bloomberg berichtet. Der Händler handelt Beobachtern zufolge mithilfe eines mathematischen Algorithmus, der Kauf- und Verkaufsentscheidungen in Sekundenbruchteilen basierend auf der aktuellen Marktlage ausführt.

Der ominöse Händler tauchte erstmals vor etwa eineinhalb Jahren auf, als er an einem einzigen Tag Aktien für rund 450 Millionen Dollar erwarb – was in etwa dem Doppelten des täglichen Investitionsdurchschnitts beträgt. Am 22. Februar platzierte er Kaufgebote in Höhe von rund 167 Millionen Dollar. Damit überstieg er das Engagement des nächstgrößten Anlegers Merrill Lynch um fast das Fünfzehnfache. Am 8. März 2016 gab er Kaufgebote für türkische Banken und die staatliche Fluggesellschaft in Höhe von rund 350 Millionen Dollar ab.

Im laufenden Jahr ist der unbekannte Händler zum größten Käufer an der Istanbuler Börse avanciert. Er hat rund 70 Prozent mehr investiert als die zweitplatzierte Schweizer UBS. „Ein gigantischer Bulle steht im Porzellanladen. Er hat tiefere Taschen als jeder andere und kann den Markt in jedwede Richtung bewegen“, sagte ein von Bloomberg zitierter Manager. Nicht zuletzt aufgrund des Großkäufers hat der Istanbuler Borsa-Index ein 3-Monats-Hoch erklommen.

Die Aktionen des Händlers wirken sich bereits auf das Verhalten anderer Anleger aus. Das Geschehen auf dem türkischen Aktienmarkt könne sich mittlerweile schneller ändern als zuvor, was Investoren zögern oder sich sogar zurückziehen ließe, sagte ein von Bloomberg befragter Analyst.

Die Identität des Händlers blieb bislang im Dunkeln. Es könnte jedoch einen Hinweis auf den Standort seines Rechners geben: Im vergangenen Jahr hatte die Istanbuler Börse ihre Computerserver in ein neues, leistungsfähigeres Datenzentrum ausgelagert. Hinter der Entscheidung stand die Annahme, dass dies höhere Umsätze von automatisierten Handelsprogrammen generieren werde. Weil Hochfrequenz-Händler ihre Server oft so nahe wie möglich an den Servern der Börsenbetreiber positionieren – um von Zeitvorteilen im Bereich von Millisekunden zu profitieren – ist es möglich, dass der Händler im selben Gebäude wie das Datenzentrum untergebracht ist.

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