Politik

Nato fordert von Russland Abzug von Truppen aus der Ukraine

Lesezeit: 2 min
15.06.2016 12:31
Die Nato fordert von Russland den Abzug der Truppen aus der Ukraine. Russland sagt, man habe keine Truppen vor Ort. Die Nato-Forderung könnte sich aber auch auf die Krim beziehen, wo Russland vertraglich zugesichert die Schwarzmeerflotte betreibt. Es ist unklar, ob die Forderung eine Vorstufe zu einer Eskalation ist.

Die Nato hat Russland aufgefordert, seine Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen und die militärische Unterstützung der Rebellen im Osten des Landes zu beenden. Russland müsse "seine Truppen und militärische Ausrüstung von ukrainischem Territorium abziehen", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg beim Treffen der Verteidigungsminister des Bündnisses am Mittwoch in Brüssel. Moskau müsse die Destabilisierung des Landes beenden und die Vereinbarungen des Minsk-Abkommens umsetzen.

Die Nato-Alliierten würden "die illegale und illegitime Annexion der Krim nicht anerkennen", sagte Stoltenberg weiter. Das Militärbündnis werde die Ukraine weiter dabei unterstützen, seine Souveränität und territoriale Unversehrtheit zu erhalten. Russland habe massiv Truppen entlang der ukrainischen Grenze zusammengezogen, sagte Stoltenberg nach einer Sitzung der Nato-Ukraine-Kommission. Die Separatisten in der Ostukraine würden mit Ausrüstung, Waffen und Beratern unterstützt. Auf der Halbinsel Krim setze Moskau gleichzeitig die militärische Aufrüstung fort.

Der Nato-Erklärung zufolge fordert das Militärbündnis, dass Russland seine Militärgeräte vom "Territorium der Ukraine zurückziehen" müsse. Die ausdrückliche Erwähnung der Krim in diesem Zusammenhang ist bemerkenswert: Russland hat vertragliche Rechte, seine Schwarzmeerflotte auf der Krim zu stationieren. Diese Tatsache wird in dem Statement nicht erwähnt. Das Statement ist allerdings bewusst zweideutig gehalten: Noch verlangt die Nato nicht den Abzug der Russen von der Krim. Angesichts des sich weiter rapide verschlechternden Verhältnisses zwischen der Nato und Russland ist jedoch nicht auszuschließen, dass diese Forderung bald auftauchen könnte.

Insgesamt dürfte sich Russland auch schon von den aktuellen Ankündigungen provoziert sehen: So hat die Nato zum Nato-Gipfel Anfang Juli in Warschau auch den ukrainischen Präsident Petro Poroschenko eingeladen. Die Nato-Minister beschlossen einige wichtige militärische Maßnahmen, die das Bündnis in der Ukraine durchführen wird. Ziel sei es, in dem Land "wirksamere und effizientere Verteidigungs- und Sicherheitsstrukturen zu schaffen", sagte Stoltenberg. Dabei seien "neue Projekte" in den Bereichen der Sprengstoff- und Minenbeseitigung sowie der hybriden Kriegsführung vorgesehen. Auch dies ist ein durchaus gefährlicher Ansatz: Er könnte in der Praxis dazu führen, dass die Nato auch verstärkt im Donbass auftritt. Bislang waren dort während der Kämpfe vor allem Söldner und vereinzelt US-Spezialeinheiten aufgetreten. Ein offizieller Nato-Einsatz könnte die Situation sehr rasch eskalieren.

Bei hybrider Kriegsführung geht es um Taktiken, die auf Täuschung und Verschleierung beruhen statt auf dem offenen Einsatz herkömmlicher militärischer Mittel. Russland wird vorgeworfen, solche Mittel in der Ukraine einzusetzen. Die Russen sind dem Westen in dieser Art der Kriegsführung noch überlegen. Allerdings zeigen gerade die Söldner in Syrien, dass vor allem auch die USA auf diesem Gebiet experimentiert - wenngleich bisher mit eher mäßigem Erfolg.

Die Nato hatte bereits in der Vergangenheit fünf sogenannte Treuhandfonds eingerichtet, um die ukrainischen Streitkräfte gezielt zu modernisieren. Kiew erhält Geld insbesondere für die Modernisierung von Kommunikation, Logistik, Cyber-Abwehr und die Versorgung von verletzten Soldaten. Deutschland hat die Führung im Teilbereich Kommando, Kontrolle, Kommunikation und Kapazitäten.

Die Mittel kommen aus Steuermitteln aus den Nato-Staaten und damit auch aus deutschen Steuergeldern. Sie ergänzen die Milliarden, die die deutschen Steuerzahler dafür aufzubringen haben, um die Ukraine im Zustand der Staatspleite weiter über Wasser zu halten. Die Ukraine erhält ferner deutsche Steuergelder aus dem Topf des IWF. Der IWF hatte eingeräumt, dass die Ukraine eigentlich pleite ist. Aus geopolitischen Erwägungen wurden aber die Regeln geändert, so dass die Regierung in Kiew weitere Kredite erhält. Russland trägt diesen Prozess mit, weil die Russen noch auf die Begleichung eines Milliarden-Kredit durch die Ukraine warten. Russland hat aber gegenwärtig kein dringendes Bedürfnis einer Eskalation, weil die Russen in Syrien gegen den IS kämpfen und einen Mehrfrontenkrieg auch wegen der schlechten Wirtschaftslage nicht führen wollen.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...