Die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel teilte am Dienstag mit, im Namen des Pensionsfonds für Lehrer in Kalifornien und weiterer Investoren Klage beim Landgericht Braunschweig eingereicht zu haben. Von VW zu vertretende Verstöße gegen die kapitalmarktrechtliche Publizitätspflicht hätten bei den Mandanten zu Verlusten in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe geführt. VW habe den Kapitalmarkt nicht rechtzeitig informiert und durch die Abgasmanipulation bei rund elf Millionen Fahrzeugen weltweit Milliarden an Marktkapitalisierung der VW-Aktien vernichtet. Die von Quinn Emanuel vertretenen langfristig orientierten Anleger hätten VW-Aktien zu einem überhöhten Preis gekauft.
Die Anlegerklagen gegen VW seien ein Lackmustest für das deutsche Kapitalmarktrecht, erklärte Nadine Herrmann, Anwältin der Kanzlei Quinn Emanuel. „Wenn es je einen Skandal gegeben hat, der eine nachhaltig spürbare Durchsetzung von Anlegerrechten im Bereich der Anlasspublizität erfordert, dann ist das sicherlich dieser Fall.“
Um den Zeitpunkt der Bekanntgabe der Abgasmanipulation geht es auch bei den jüngsten strafrechtlichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig, so Reuters. Diese hatte am Montag - nur zwei Tage vor der Hauptversammlung des Konzerns - bekannt gegeben, gegen Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn wegen des Verdachts auf Marktmanipulation zu ermitteln. Die Strafverfolger gehen dem Verdacht nach, dass Volkswagen im September möglicherweise bewusst verspätet über die finanziellen Folgen der millionenfachen Abgasmanipulation informierte, um den Aktienkurs zu manipulieren.
Der Wolfsburger Konzern wies die Vorwürfe der Kläger stets zurück. Die Pflicht zur Veröffentlichung kursrelevanter Informationen sei nicht verletzt worden, weil diese dem Vorstand erst am 18. September bekanntgeworden seien.
Volkswagen steht wegen des Dieselskandals vor einer gigantischen Welle von Schadensersatzklagen. In den USA wurden bereits zahlreiche Sammelklagen eingereicht. Allein beim Landgericht Braunschweig sind nach Gerichtsangaben rund 120 Klagen von Anlegern auf Schadensersatz anhängig. Rund 50 Autobesitzer klagen wegen überhöhter Stickoxidwerte auf Rückabwicklung des Kaufs oder Schadensersatz.