Die US-Kanzlei Quinn Emanuel will Volkswagen im Zusammenhang mit der Abgas-Affäre auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagen. "VW war rechtlich verpflichtet, die Kapitalmärkte deutlich früher über die Verwendung rechtswidriger Manipulationssoftware in Dieselmotoren zu informieren", sagte Nadine Herrmann von der US-Kanzlei Quinn Emanuel am Donnerstag dem "Spiegel". Die Kanzlei vertritt demnach rund 160 Investoren und will die Schadenersatzklagen in Gesamthöhe von zwei Milliarden Euro am Freitag einreichen.
Mit den Manipulationen seien erkennbar schwerwiegende oder gar existenzbedrohende Rechts- und Reputationsrisiken verbunden, die sich unter anderem in dem "katastrophalen Kursverfall der VW Aktie" gezeigt hätten, sagte Herrmann. "Wir machen für unsere Mandanten den daraus entstandenen Schaden geltend."
Prominentester Kläger ist dem Bericht zufolge die Fondsgesellschaft Blackrock. Sie zählt zu den größten Aktionären von VW und dürfte allein einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe geltend machen. Auch die US-Investoren Vanguard und State Street sollen demnach zu den Klägern gehören.
VW bestreitet laut Spiegel die Vorwürfe. Der Konzern sei den Veröffentlichungspflichten zu jedem Zeitpunkt nachgekommen.
Seit dem Bekanntwerden des Abgas-Skandals vor etwa einem Jahr befassen sich Ermittler und Gerichte in diversen Ländern mit unterschiedlichen Facetten des Themas. Auch in Deutschland werfen Anleger dem Unternehmen vor, zu spät über die Affäre informiert zu haben. Beim Landgericht Braunschweig liegen dazu etwa 390 Klagen mit einem Gesamtstreitwert von rund vier Milliarden Euro.
Im August kletterte der Absatz von Neuwagen aus dem Mehrmarken-Reich der Wolfsburger zwar klar um 6,9 Prozent. Aber das genügte nicht, um den durchschnittlichen Branchenzuwachs von 10 Prozent zu erreichen.
Der Marktanteil des europäischen Branchenprimus sackte von fast 27 Prozent im August 2015 - kurz vor dem Ausbruch der Diesel-Krise - auf unter 26 Prozent ab, wie die Stuttgarter Beratungsgesellschaft EY am Donnerstag in einer Analyse festhielt. Zwischenzeitlich, im März und Dezember, hatte der Anteil sogar nur gut 22 Prozent betragen.
Volkswagen muss damit auf dem Heimatkontinent seit dem Beginn des Diesel-Skandals in der Tendenz Federn lassen. So legten die Pkw-Neuzulassungen, die mit dem Absatz fast identisch sind, EU-weit in den ersten acht Monaten 2016 um 8,1 Prozent zu. Doch der VW-Konzern kam per Juli in Europa nur auf 2,6 Prozent Plus, wobei die schweren Nutzfahrzeuge schon mit eingerechnet sind. Frische Zahlen zum August stellt Europas größter Autobauer am Freitag vor. Seit 2009 war der EU-Marktanteil des Konzerns bis 2015 nur gestiege