Politik

Trotz Einigung: 2013 könnte Jahr des US-Staatsbankrotts werden

Lesezeit: 2 min
01.01.2013 03:37
Präsident Obama und die Republikaner haben am späten Montagabend einen Deal zur Vermeidung des "Fiscal Cliffs" erreicht. Trotz der Einigung sind die Probleme mit dem hastig geschlossenen Übereinkommen alles andere als gelöst. Für 2013 ist klar: Die Politik in Washington bekommt das Defizit nicht in den Griff. Vermutlich kann nur die Fed durch vermehrtes Gelddrucken eine Staatspleite verhindern.
Trotz Einigung: 2013 könnte Jahr des US-Staatsbankrotts werden

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

US-Präsident Barack Obama und die Republikaner haben sich am Montagabend auf einen Deal zur Vermeidung des sogenannten "Fiscal Cliff" geeinigt. Der Senat stimmte dem Deal zu, das Repräsentatenhaus will am Dienstag oder Mittwoch grünes Licht geben (mehr dazu im Detail bei der Washington Post - hier). Ob alle Abgeordneten zustimmen, ist noch unklar: Etliche Demokraten beklagen, Obama sei den Republikanern zu weit entgegengekommen. Mehrere Republikaner haben ebenfalls angekündigt, gegen den Deal stimmen zu wollen. Viezpräsident Joe Biden, der den Kompromiss ausgehandelt hat, zeigte sich dagegen zuversichtlich, dass beide Häuser der Einigung zustimmen werden.

Andy Laperriere von International Strategy and Investment glaubt, dass trotz der Einigung eine volle US-Staatspleite im Jahr 2013 mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu vier zu bewerten ist. Viele Analysten glauben, dass ein US-Staatsbankrott im Neuen Jahr durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Die FT teilt diese Einschätzung und titelt einen Kommentar zur Lage in den USA mit "Happy New Cliff!"

Tatsächlich wird sich zunächst auch durch den hastig zusammengezimmerten Deail zu Verhinderung des Durchbrechens der gesetztlichen Verschuldungsobergrenze nicht viel ändern. Alle Details, auch die über die konkreten Steuererhöhungen, müssen erst ausgearbeitet werden. Senat und Repräsentantenhaus werden mehrere Monate lang weiterfeilschen. Wenn die Republikaner jetzt einer neue Obergrenze für höhere Steuern im Grundsatz zugestimmt haben, werden sie Barack Obama in der Frage der Ausgabenkürzungen später umso stärker unter Druck setzen. Dies wird eine Rezssion zur Folge haben, weil die US-Wirtschaft schon in den vergangenen Jahren nur gewachsen ist, weil die Regierung die Staatsausgaben immer weiter in die Höhe getrieben hat. Die Rüstungsindustrie war der wichtigste Treiber der US-Wirtschaft. Wenn gespart werden muss, kann Obama den in Wahrheit desaströsen Zustand der US-Wirtschaft nicht mehr übertünchen.

Der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, hat für diesen Fall bereits angekündigt, dass die Fed "ein wenig" nachhelfen werde: Es wird also weitere Geldschwemmen geben. Allerdings haben diese schon bisher ihre Wirkung verfehlt (mehr hier).

Daher könnte das Jahr 2013 das Jahr einer veritablen Wirtschaftskrise in den USA werden. Wie wir von Griechenland wissen, ist es politisch möglich, einen Staatsbankrott fast ad infintum zu leugnen. Aber eben nur fast: Denn die Rezession wird zunächst zu Deflation führen (hier), die dann früher oder später nur noch durch eine Inflation rückgängig gemacht werden kann.

Anlass zu Pessimismus gibt hier vor allem die mangelnde Führungsstärke der US-Politiker: Präsident Obama agiere wie ein "Wesen aus einer anderen Welt", kritisierte ein Beobachter neulich: Er führe nicht, sondern schicke dauernd neue Untergebene vor, damit diese die Probleme lösen. Die Republikaner sind so tief zerstritten, dass man für sie überhaupt keine Vorhersagen mehr treffen kann.

Es ist also gut möglich, dass sich zu dem drohenden Staatsbankrott auch eine veritable Demokratie-Krise in den USA gesellt. Angesichts de globalen wirtschaftlichen Probleme sind das ernüchternde Aussichten am Neujahrstag.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...