Politik

Manöver: USA wollen totalen Blackout nach Terror-Angriff simulieren

Die USA werden im November in einem großangelegten Manöver einen Total-Ausfall des Stromnetzes simulieren. Dieser soll von Terroristen durch eine Cyber-Attacke ausgelöst werden. Über 150 Firmen und mehrere staatliche Dienste nehmen daran teil.
11.09.2013 00:35
Lesezeit: 2 min

Eine Kooperation aus Regierungsbehörden, Anti-Terroreinheiten und privaten Firmen plant eine großangelegte Notfall-Simulation zur Energiesicherheit. Dabei wird am 13. Und 14. November 2013 in Nordamerika der totale Blackout in Folge von Cyberattacken und Terrorismus geprobt. Dies berichtet die New York Times.

Demnach sind an der Übung GridEx II tausende Beschäftigte aus den öffentlichen Versorgungsbetrieben, Geschäftsführer von Privatunternehmen, Regierungsbeamte, Nationalgardisten und FBI Agenten der Anti-Terrorismus Division beteiligt. Mehr als 150 verschiedene Firmen und Organisationen nehmen an der Notfallübung teil. Simuliert werden dabei zum einen ein physischer Schlag gegen das Stromnetz und zum anderen ein Angriff durch Hacker auf die elektronische Infrastruktur.

Die letzte Übung in diesem Bereich liegt zwei Jahre zurück und hatte zur Annahme, dass die Elektrizität wieder relativ schnell bereitgestellt wird. GridEx II hingegen simuliert einen folgenschweren Totalausfall des Netzes. Ein Ziel dieser Übung soll es sein, die Handlungsfähigkeiten der Regierungen bei einem solchen Blackout und der daraus folgenden Versorgungskrise zu erproben.

„Das wird etwas völlig anderes sein, als wenn ein Hurrikane Land X,Y und Z im Südosten trifft und folglich ein regionaler Stromausfall für drei bis vier Tage herrscht.“ sagt der Verantwortliche der Notfallübung Brian M. Harrel von der North American Electric Reliability Corporation (NERC): „Wir wollen über einen solchen Fall hinausgehen.”

Die meisten Teilnehmer werden an der Übung von ihrem Arbeitsplatz aus teilnehmen. NERC wird die Koordinierung übernehmen und aufeinander folgende Ausfälle des Netzes bekanntgeben. Ein mögliches Szenario sähe so aus: Ein Einbrecher dringt in ein Umspannwerk ein. Zunächst hält der Netzbetreiber es für einen Fall von Kupferdiebstahl. Doch dann lädt der Einbrecher per USB-Stick ein schadhaftes Virus ins Computernetzwerk hoch, das einen Kollaps der Infrastruktur zur Folge hat.

Private und staatliche Experten für Strom-Sicherheit beschreiben das amerikanische Stromnetz als „Glaskinn der Industrie“. Sollte ein Gegner einen kritischen Treffer landen, könnten weite Teile des Stromnetzes für den gesamten nordamerikanischen Kontinent wochenlang ausfallen. Das hätte enorme Auswirkungen auf die Versorgungslage in den betroffenen Ländern. Die Wasser-, Treibstoff- und Lebensmittelversorgung sowie jegliche Kommunikation würden binnen kurzer Zeit zusammenbrechen. Die Konsequenzen einer solchen Störung auf die Versorgung wären weitreichender als nach dem Hurrikan Sandy oder den Attacken des 11. September 2001.

Der Großteil des Netzes wird von privaten Firmen betrieben, die nicht selten an den Wartungskosten sparen. 99 Prozent aller militärischen Einrichtungen sind nach Aussagen des Weißen Hauses abhängig von kommerzieller Stromversorgung. Die privaten Netzbetreiber kontrollieren über 5.800 große Kraftwerke und etwa 724.000 Kilometer Hochspannungsleitungen allein in den USA. Diese werden mit Hilfe von Geräten überwacht und kontrolliert, die teilweise schon vor Jahrzehnten installiert wurden. Manche Betreiber nutzen ihre eigenen Computerprotokolle und haben deshalb bei einem Hackerangriff wenig zu befürchten. Man spricht dabei vom Prinzip der „Sicherheit durch Obskurität“. 

Andere Betreiber wiederum verlassen sich auf Windows-basierte Kontrollsysteme. Häufig seien nicht alle Verbindungen ins öffentliche Internet bekannt und verzeichnet, was diese Betreiber anfälliger für Malware macht. Malware in Form von Trojanern, Würmern oder Viren könnte die Kontrollsysteme außer Kraft setzen, die Kommunikation blockieren oder schwer-ersetzbare Teile zerstören. Mit einer terroristischen Attacke auf solche Teile beschäftigte sich vor kurzem die National Academy of Sciences (NAC) in einer Studie. Sie kommt zu dem Schluss, dass bei einer terroristischen Attacke auf Knotenpunkte des Stromnetzes ein mehrwöchiger Blackout zu erwarten sei.

Die Angst der Amerikaner vor einem Ausfall des Stromnetzes ist berechtigt. Erst Anfang dieses Jahres wurde der Superbowl, das meistgesehene Sportereignis der Welt, durch einen halbstündigen Blackout lahmgelegt. Schätzungen zufolge waren etwa 50 Millionen Amerikaner zeitweise ohne Strom.

Auch in Deutschland ist das Thema präsent. Zwar ist die Infrastruktur hierzulande moderner als in den USA, dafür aber sorgen sich die Netzbetreiber um eine Überlastung des Stromnetzes durch Überkapazitäten (mehr hier). So musste die Bundesnetzagentur Anfang 2013 massiv eingreifen, um die Energiesicherheit zu gewährleisten und einen Blackout für Deutschland abzuwenden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...