Finanzen

Crash: Hypo Alpe Adria kann Österreich 26 Milliarden Euro kosten

Der Chef der Oesterreichischen Nationalbank warnt in einer geheimen Mail die Regierung vor den Folgekosten einer möglichen Hypo-Pleite. 26 Milliarden Euro Schaden entspricht den gesamten österreichischen Lohnsteuer-Einnahmen eines Jahres. Wenige Tage nach dem Schreiben stellte die Politik der Bank erneut Staatshilfen in Höhe von einer Milliarde Euro zur Verfügung.
19.12.2013 02:28
Lesezeit: 2 min

26 Milliarden Euro kostet eine mögliche Pleite der Hypo Group Alpe Adria dem Land Österreich. In einem geheimen Schreiben von November 2013, das jetzt aufgetaucht ist, warnt die Oesterreichische Nationalbank das Finanzministerium vor diesem immensen volkswirtschaftlichen Schaden. Die brisante Email schrieben Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), und sein Vize. Der Inhalt: Wenn die Hypo Alpe Adria bis Jahresende nicht 1,05 Milliarden Euro erhält, wäre sie pleite, berichtet das österreichische Nachrichtenmagazin Profil.

Wenige Tage nach dem Schreiben schickte die Regierung eine Milliarde Euro an Staathilfen nach Kärnten (mehr hier). Insgesamt erhielt die Bank bereits 3,8 Milliarden Euro an Hilfen. Die übernommenen Staatsgarantien für Anleihen in der Höhe von 1,2 Milliarden Euro sind noch nicht mit einberechnet.

Doch eine Pleite würde der Republik viel teurer kommen, wie die nun aufgetauchte Email verrät:

„Sollten keine weiteren Kapitalmaßnahmen gesetzt und in weiterer Folge eine ungeordnete Abwicklung eintreten, würde dies … zu Verlusten für Eigenkapitalgeber (die Republik, Anm.), Nachranggläubiger (die Anleihegläubiger, Anm.) und Gewährträger (die Republik und das Land Kärnten, Anm.) in Höhe von bis zu 16 Mrd. EUR führen. Aus Sicht der OeNB erscheint eine solche Verlusthöhe nicht unplausibel … Da das Land Kärnten per Jahresende 2012 weiterhin für Verbindlichkeiten der HAA iHv ca. 14,9 Mrd. EUR haftete, könnten für den Bund und damit die österreichische Volkswirtschaft massive Zusatzbelastungen entstehen.“

Eine Insolvenz des Landes Kärnten hätte nicht nur milliardenschwere Folgen für die Bundesrepublik. Die gesamte österreichische Kreditwirtschaft müsste mit schweren Erschütterungen rechnen. Vor allem die Hypo-Banken in den anderen Bundesländern und die Raiffeisen wären betroffen. Die Raiffeisen-Gruppe ist die größte Unternehmensgruppe in Land. Sie zieht die Fäden in Politik und Wirtschaft, wie eine österreichische Version von Goldman Sachs (hier).

Ein Ausfall der Hypo Alpe Adria hätte zur Folge, dass drei weitere Landes-Hypo-Banken sofort unter die gesetzliche Eigenkapitalvorschriften fallen würden. Denn, die Hypo Alpe-Adria schuldet der Pfandbriefstelle der österreichischen Hypo-Banken 1,2 Milliarden Euro. Die anderen Landes-Hypos müssten die Verluste tragen. Welche drei Bundesländer so massiv betroffen wären, ist nicht bekannt. Die Raiffeisenlandesbank Öberösterreich kontrolliert allerdings sowohl die Hypo Salzburg als auch die Hypo Oberösterreich und hätte es besonders schlecht getroffen, berichtet Die Presse.

Bei einer Pleite der Hypo Alpe Adria droht den österreichischen Banken auch eine Herabstufung der Bonität. Den fünf größten Geldinstituten würde das Geldaufnehmen in den kommenden drei Jahren um 1,8 Milliarden Euro teurer kommen Um das alles zu verhindern, muss der österreichische Steuerzahler einspringen.

Die juristische Aufarbeitung des Hypo-Debakels wird indes in Wien und München ausgetragen. Das Landesgericht München erklärte am Mittwoch beide Standorte für zuständig. Bei dem Verfahren geht es darum, ob die Hypo ihrer früheren Mutter BayernLB Kredite in Höhe von viereinhalb Milliarden Euro zurückzahlen muss.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...