Politik

Türkei: Erdogans Gegner jagen seinen Sohn

Lesezeit: 1 min
24.01.2014 14:18
Der Sohn des türkischen Premiers Erdogan soll in einen Korruptions-Skandal verstrickt sein. Erdogan spricht von einer „Schmutzkampagne“ der Opposition. Im Dezember entging sein Sohn nur knapp einer Verhaftung.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Sohn des türkischen Premiers, Bilal Erdoğan, will den türkischen Ermittlungsbehörden offenbar entgegenkommen. Der 34-Jährige Leiter der Jugend- und Bildungsstiftung (TÜRGEV) geriet im Zuge des seit Mitte Dezember andauernden Korruptionsskandals bereits mehrmals in die Schlagzeilen. Jetzt unterstrich er nachdrücklich, dass er jederzeit zum Büro des Istanbuler Generalstaatsanwalt gehen könnte, wenn es denn eine offizielle Aufforderung zur Vernehmung gebe.

Am Donnerstag hatte Erdoğans Anwalt vor der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu sämtliche Vorwürfe der vergangenen Zeit zurückgewiesen und diese als unbegründet und politisch motiviert bezeichnet. Ahmet Özel zufolge gebe es derzeit keine laufenden Ermittlungen gegen Bilal Erdoğan. Das berichtet die türkische Zeitung Zaman.

Zuvor war Bilal Erdoğan ins öffentliche Interesse gerückt, nachdem vermeintlich düstere Geschäfte mit bekannten Geschäftsleuten wie dem Bau-Tycoon Ali Ağaoğlu bekannt wurden. Dieser gehört zu den Hauptverdächtigen im Korruptionsskandal.

Nur knapp war Bilal Erdoğan bereits im Dezember einer Verhaftung entgangen. Verhindert werden konnte das nur durch das Eingreifen seines Vaters. Recep Tayyip Erdoğan erklärte vor Vertretern seiner Partei: „Sie wollen meinen Sohn, aber sie meinen mich!“. Angeordnet wurden die Razzien und Festnahmen damals von Staatsanwalt Muammer Akkaş. Dieser musste kurz darauf seinen Posten räumen. Zuvor erhob er schwere Anschuldigungen gegen die Regierung Erdoğan. Er sei in seinen Ermittlungen behindert worden. So hätten die Verdächtigen genügend Zeit gehabt, Beweismaterial verschwinden zu lassen.

Mit dem Abzug Akkaş’ entging auch Bilal Erdoğan möglichen Befragungen durch die Staatsanwaltschaft. Vorgeworfen wurden ihm Untreue, Ausschreibungsmanipulation und Machtmissbrauch des Vaters, um lukrative Geschäfte zu vermitteln. Mitte Januar teilte dann der dem Justizministerium unterstellte Hohe Richterrat (HSYK) mit, dass weitere 20 Staatsanwälte ihrer Posten enthoben und versetzt wurden. Unter ihnen befand sich auch der oberste Staatsanwalt in Istanbul, Turhan Colakkadi.

Erst in der vergangenen Woche nahm Recep Tayyip Erdoğan seinen Sohn nun erneut in Schutz. Es kursierten Gerüchte, wonach er sogar das Land verlassen haben soll. Der Premier sprach von einer „Schmutzkampagne“ der Opposition.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...