Nach den kräftigen Kursgewinnen der vergangenen Tage haben die europäischen Aktienanleger gebremst. Der Dax schloss mit 9472,80 Zählern am Mittwoch 0,2 Prozent im Plus, der EuroStoxx legte 0,1 Prozent auf 3123,12 Zähler zu. „Vor der Veröffentlichung der Fed-Protokolle am Abend ist Zurückhaltung angesagt“, sagte ein Händler. Anleger warteten auf weitere Hinweise zum Zeitpunkt der Zinswende in den USA, sagte Andreas Paciorek, Marktanalyst von CMC Markets. Die Wall Street notierte zu Handelsschluss in Europa im Minus .
Ende Oktober hatten die US-Notenbanker das Ende ihrer milliardenschweren Anleihenkäufe beschlossen. Der nächste Schritt dürfte nun eine Erhöhung der Zinsen sein. Wann dies der Falle sein wird, ist allerdings noch unklar. Die Fed hat sich bislang nicht festgelegt, sie will sich vor allem von den Daten zur Wirtschaftsentwicklung leiten lassen.
Zum Wochenbeginn hatten Spekulationen auf eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik dem Dax Schwung verliehen - in den vergangenen drei Handelstagen kam er auf ein Plus von 2,4 Prozent. EZB-Chef Mario Draghi hatte am Montag betont, auch der Ankauf von Staatsanleihen könne zu unkonventionellen Maßnahmen zählen. Im Dezember legen die Volkswirte der Europäischen Zentralbank ihre aktualisierten Prognosen zur Teuerung wie auch zu Wachstum und Beschäftigung vor. Im Vergleich zu den September-Vorhersagen erwarten viele Beobachter eine deutliche Korrektur nach unten. Damit würde es wahrscheinlicher, dass die EZB die Notenpresse künftig schneller rotieren lässt.
Keine neuen Geldgeschenke gibt es vorerst von der japanischen Notenbank (BOJ): Trotz Japans Rückfall in die Rezession lockern die Zentralbanker ihre Geldpolitik nicht weiter. Viele Experten gehen allerdings davon aus, dass die BOJ noch einmal nachlegen wird. „Sowohl bei der Inflation als auch beim Wachstum werden die Ziele der Bank of Japan verfehlt“, sagte der Chefvolkswirt des Instituts Dai-ichi Life, Yoshiki Shinke. „Das wird die Markterwartungen anheizen, dass eine weitere Lockerung der Geldpolitik kommt.“ Der Yen setzte seine Talfahrt fort. Ein Dollar war mit 117,78 Yen zeitweise so teuer wie zuletzt im Oktober 2007.
Am Rohstoffmarkt stand die Talfahrt der Stahlpreise im Fokus. Der chinesische Eisen-Future fiel an der Börse Dalian zeitweise um 4,7 Prozent auf 469 Yuan (77 Dollar) je Tonne und notierte damit auf dem niedrigsten Stand seit Einführung des Futures im Oktober 2013. Ein weiterhin schwache Nachfrage belastete die Preise. In den Keller ging es daraufhin auch für die Aktien der Minengesellschaften und europäischen Stahlkonzerne. In London fielen die Aktienkurse von Glencore, BHP<Billiton BLT.L>, Rio Tinto und Anglo American um 0,9 bis 2,9 Prozent. Auch die im Dax notierten Aktien von ThyssenKrupp gaben bis zu 1,4 Prozent nach, Salzgitter - deren Titel im MDax gelistet sind, verloren 1,8 Prozent. Der Stoxx-Branchenindex lag 1,6 Prozent im Minus.