Spekulationen auf eine nahende US-Zinsanhebung haben dem taumelnden Euro am Freitag einen weiteren Schlag versetzt. Die Gemeinschaftswährung stürzte um mehr als anderthalb US-Cent bis auf 1,0847 Dollar ab und markierte damit den tiefsten Stand seit Anfang September 2003. Am Aktienmarkt ging der Dax -Rekordlauf mit dem achten Wochengewinn in Folge hingegen weiter.
Börsianern zufolge hat die US-Notenbank wegen überraschend starker Jobdaten Argumente an der Hand, eine geldpolitische Straffung bereits im Juni ins Auge zu fassen - schneller als von manchen Beobachtern erwartet. Die USA nähern sich mit Riesenschritten der Vollbeschäftigung: Im Februar entstanden 295.000 neue Stellen und damit 55.000 mehr als von Experten erwartet. Die Arbeitslosenquote fiel auf 5,5 Prozent und ist damit so niedrig wie seit Mai 2008 nicht mehr. „Die Federal Reserve wird die positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt erfreut zur Kenntnis nehmen, den Passus 'geduldig abwarten' im Statement demnächst streichen und vermutlich im Juni 2015 eine erste Zinsanhebung vornehmen“, sagte NordLB-Analyst Bernd Krampen.
Am Aktienmarkt kletterte der Dax auf seiner Rekordhatz weitere 0,4 Prozent nach oben und schloss bei 11.550,97 Punkten. Am Nachmittag hatte er mit 11.600,37 Zählern eine neue Bestmarke aufgestellt. Auf Wochensicht gelang dem deutschen Leitindex ein Plus von 1,3 Prozent. In den USA drückte die Aussicht auf höhere Zinsen dagegen die Aktienmärkte. Zu Handelsschluss in Europa lagen Dow Jones und S&P 500 am Freitag jeweils rund ein Prozent im Minus.
Auch in Europa herrschte nicht überall eitel Sonnenschein: Der weiter schwelende Konflikt mit Griechenland drückte auf die Stimmung. Das hochverschuldete Land riskiert erneut eine Konfrontation mit seinen Gläubigern. Entgegen den Vorgaben will Griechenland mehr Schulden am Kapitalmarkt aufnehmen. Die Athener Leitbörse verlor 0,8 Prozent. Der EuroStoxx50 trat bei 3617,62 Zählern auf der Stelle.
Deutlich zulegen konnten europäische Stahlwerte wie ThyssenKrupp, die an der Dax-Spitze 3,4 Prozent gewannen. Auftrieb lieferte Händlern zufolge die Aussicht auf Strafzölle der EU auf Edelstahl-Importe aus China und Taiwan. Wie Reuters von Insidern erfuhr, will die Europäische Kommission kommende Woche entsprechende Vorschläge vorlegen. Titel von Outokumpu sprangen um rund 18 Prozent, Acerinox gewannen 5,9 Prozent.
Auf der Verliererseite standen dagegen die Versorger: E.ON und RWE gaben jeweils 2,6 und zwei Prozent nach. Börsianern zufolge ließen die Anleger vor den Geschäftszahlen in der nächsten Woche Vorsicht walten. Laut Handelsblatt hat E.ON 2014 unter dem Strich einen Verlust von rund drei Milliarden Euro verbucht. Von Reuters befragte Analysten rechnen im Schnitt mit 3,26 Milliarden Euro.
Der Einstieg eines neuen Großaktionärs aus China ließen die Aktien des britischen Reisekonzerns Thomas Cook um rund 25 Prozent steigen. Der Club-Med-Eigner Fosun des chinesischen Milliardärs Guo Guangchang steigt mit fünf Prozent ein und will auf zehn Prozent aufstocken.
Für Aufsehen an der Wall Street sorgte ein Stühlerücken im Leitindex Dow Jones. Apple zieht Mitte März in die erste Börsenliga ein und verdrängt den Telekomkonzern AT&T. Apple-Aktien kletterten um 1,6 Prozent.