Im Londoner „Diamanten-Viertel“ Hatton Garden haben Juwelenräuber über die Ostertage bis zu 70 Safes ausgeräumt und vermutlich eine Millionenbeute gemacht. Die Ermittlungen seien „langsam und mühsam“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Scotland-Yard-Experten haben den Fall übernommen. Sie machten zunächst weder Angaben zur Beute noch zum Vorgehen der Räuber. Diese hatten sich wohl mit schwerem Gerät Zugang zu dem Tresorraum einer privaten Firma beschafft, den hauptsächlich Juwelen- und Goldhändler nutzen. Hatton Garden ist berühmt als Zentrum des britischen Diamanthandels und für die vielen Juweliergeschäfte in der Gegend.
Ein Juwelier sprach am Mittwoch von einem „Schock“, da er nicht alle Wertgegenstände in den Tresoren versichert habe. „Ich habe eine Uhrensammlung, die ich meinem Sohn weitergeben wollte, die ist unersetzbar“, sagte er. Viele seiner Kollegen hätten die Safes genutzt, um abends ihre Waren zu sichern. Der Inhalt einzelner Tresore könne eine oder zwei Millionen Pfund wert sein. Die Polizei hatte am Dienstag von dem Raub erfahren.
Die BBC zitierte den Branchenexperten Lewis Malka, der von einem hohen Schaden ausgeht. „Der Raub dürfte sich auf viele hunderttausend Pfund belaufen“, sagte er dem Sender. Andere Schätzungen reichten am Mittwoch sogar bis 200 Millionen Pfund (273 Millionen Euro). Fehlende Versicherungen seien vor allem ein Problem für Privatleute, da die Policen sehr teuer seien, sagte James Riley, der Vorsitzende des Verbands für Edelsteinkunde.
Unbestätigten Berichten zufolge sollen die Räuber durch den Schacht eines Aufzugs gekommen sein und Wände durchgebrochen haben. Zudem soll es am Freitag einen Alarm gegeben haben, allerdings sei einem Sicherheitsmann nichts Verdächtiges aufgefallen. Die Polizei kommentierte das nicht.
In Hatton Garden waren bereits im Jahr 2003 Wertsachen und Bargeld im Wert von 1,5 Millionen Pfund geraubt worden. Noch üppiger fiel die Beute zweier Londoner Räuber 1987 aus. Sie gaben sich als Kunden aus und stahlen Juwelen, Gold und andere Gegenstände im Wert von 60 Millionen Pfund. Der Auftraggeber des Raubs wurde zu 22 Jahren Haft verurteilt.