Finanzen

EZB-Politik setzt Schweizer Notenbank unter Druck

Die EZB hat ihren Leitzins belassen und keine neuen Maßnahmen angekündigt. Allerdings hat Draghi eine mögliche Erweiterung des Anleihekaufprogramms für die nächste EZB-Ratssitzung in Betracht gezogen. Das könnte dem Schweizer Franken neuen Auftrieb geben und die Zentralbank des Landes zum erneuten Handeln zwingen.
23.10.2015 13:48
Lesezeit: 1 min

Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bleibt nicht ohne Folgen für die Schweizer Nationalbank. Zwar hat die EZB den Leitzins auf dem historischen  Tief von 0,5 Prozent belassen und keine weiteren Maßnahmen angekündigt. Erholen sich die Wirtschaft und die Kreditvergabe in der Eurozone jedoch nicht weiter und bleibt die offizielle Inflation so niedrig, könnte es im Dezember bei der nächsten Sitzung zu Neuerungen kommen.

EZB-Chef Draghi hat zumindest die Ausweitung des Anleihekauf-Programms in Betracht gezogen. „Das Anleihen-Kaufprogramm bietet genügend Flexibilität - bei der Veränderung von Umfang, Zusammensetzung und Länge.“ Und sollte die Fed tatsächlich in naher Zukunft neue Geschütze auffahren, wird Draghi ihr aller Wahrscheinlichkeit nach folgen.

Dann würde die Schweizer Nationalbank zu weiteren Frankenverkäufen gezwungen sein. Die Aufwertung des Franken war zuletzt stark abhängig von der Reaktion der Märkte auf die Geschehnisse im Euroraum. In einer aktuellen Umfrage unter Volkswirten rechneten 63 Prozent damit, dass eine weitere Intervention bei einer neuen Frankenaufwertung notwendig sei. 42 Prozent rechnen sogar mit einer weiteren Senkung des Einlagensatzes.

Da die EZB derzeit keine weiteren Schritte unternommen hat, hat die Schweizer Nationalbank vorübergehend eine Verschnaufpause. Allerdings steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB bei ihrer Sitzung im Dezember neue Maßnahmen ergreifen werde. Bereits dieses Mal hatten 80 Prozent der Volkswirte mit einer EZB-Maßnahme gerechnet.

Bis jetzt hat die SNB Fremdwährungen im Wert von über 541 Milliarden Schweizer angekauft, um den Franken zu schwächen. In einem Interview mit Bloomberg sagte der SNB-Präsident Thomas Jordan, dass der derzeitige Einlagensatz angemessen sei. Es sei aber auch möglich, diesen noch zu senken.

Die Aufwertung des Franken hatte dei Wirtschaft des Landes schwer mitgenommen. Im ersten Halbjahr fielen die Exporte um 2,6 Prozent und die Importe um 7,4 Prozent. Im dritten Quartal sanken die Ausfuhren gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres um 5,2 Prozent auf 49,2 Milliarden Franken (45,4 Milliarden Euro), wie die Eidgenössische Zollverwaltung mitteilte. Der Franken war bis zu 20 Prozent teurer geworden, nachdem die Schweizerische Nationalbank am 15. Januar den Mindestwechselkurs zum Euro aufgegeben hatte. Bei den Maschinenbauern brachen die Aufträge in den ersten sechs Monaten um 14,7 Prozent ein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Weil Eltern keine Superhelden sein müssen!

Familien haben ihren ganz speziellen Vorsorgebedarf, der mit den Kindern wächst und sich verändert. Unterstützen Sie Familien bei der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Umzug: Wer zieht wann um und warum?
24.03.2025

Wann ziehen junge Leute im Durchschnitt aus dem Elternhaus aus und wieviel Prozent kehren vorübergehend zurück ins gemachte Nest? Eine...

DWN
Panorama
Panorama Privatpatienten: Ist die Bevorzugung bei der Terminvergabe nur ein Mythos?
24.03.2025

Die Terminvergabe beim Arzt stellt für viele gesetzlich Versicherte eine Herausforderung dar. Lange Wartezeiten sorgen für Frust. Der...

DWN
Panorama
Panorama Seltene Erden: Weltwirtschaft bleibt abhängig von China
23.03.2025

US-Präsident Donald Trump möchte seltene Erden gern in der Ukraine oder Grönland abbauen und so die Dominanz Chinas brechen. Doch einer...

DWN
Panorama
Panorama Parsberg: Messerattacke auf einer Feier in der Oberpfalz endet tödlich
23.03.2025

Auf einer Veranstaltung unter freiem Himmel mit mehreren Hundert Teilnehmern in Parsberg kommt ein Mann ums Leben. Die Hintergründe der...

DWN
Politik
Politik Grenzkontrollen: Mehr Beschwerden wegen „Racial Profiling“ durch Bundespolizisten?
23.03.2025

Seit an deutschen Grenzen stationär kontrolliert wird, gehen beim Polizeibeauftragten des Bundes vermehrt Beschwerden ein. Unter anderem...

DWN
Finanzen
Finanzen Tolles Investment für dich … – so wehren Sie sich charmant gegen Geldjäger
23.03.2025

Fast jeder kennt es: Ein alter Bekannter taucht plötzlich auf – mit einem „exklusiven“ Investment-Angebot nur für Freunde. Sei es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Diese neuen Pflichten kommen auf Händler zu
23.03.2025

Ab Juni 2025 müssen Online-Shops barrierefrei sein – sonst drohen Abmahnungen und hohe Bußgelder. Doch was genau bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollexperte: „Kurzschlussreaktionen wären jetzt fatal“
23.03.2025

Donald Trump setzt auf Strafzölle gegen europäische Importe. Besonders Mittelständler stehen unter Druck. Ewald Plum, Zollrechtsexperte...