Gemischtes

Konsumenten-Schützer protestieren gegen offizielles Ende des VW-Skandals

Lesezeit: 2 min
10.12.2015 17:15
Der Bundesverband der Konsumentenschützer akzeptiert nicht, dass die Bundesregierung gemeinsam mit dem VW-Konzern das Ende der Affäre verkündet. Er fordert, dass VW die Kunden endlich aufklärt und das die Bundesregierung für Klarheit und Wahrheit auch im Autobereich sorgen müsse.
Konsumenten-Schützer protestieren gegen offizielles Ende des VW-Skandals
Das neue Buch von Michael Maier. (Foto: FBV)

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Fast drei Monate nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals bei Volkswagen fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) endlich "proaktive und transparente Informationen" für die betroffenen Kunden. Die Verbraucher erwarteten, "dass VW endlich aufklärt, wie der Rückruf abgewickelt wird und wie der Konzern weitere Ansprüche der Verbraucher entschädigen wird", erklärte vzbv-Chef Klaus Müller am Donnerstag.

Er hatte sich am Mittwoch mit dem VW-Cheflobbyisten Thomas Steg getroffen. Müller bekräftigte, er erwarte von VW die klare Zusicherung, dass der Konzern alle Folgeschäden übernimmt. "Insbesondere ein möglicher Wertverlust des Autos oder auch ein Mehrverbrauch nach Umrüstung darf nicht zu Lasten der Verbraucher gehen", erklärte Müller am Donnerstag.

Thomas Steg war über die niedersächsische Staatskanzlei mit Gerhard Schröder ins Bundeskanzleramt gekommen. Danach war er viele Jahre stellvertretender Regierungssprecher, was er trotz seiner sozialdemokratischen Herkunft auch unter Bundeskanzlerin Angela Merkel noch einige Jahre blieb. Nach einem kurzen Intermezzo für den SPD-Kandidaten Frank-Walter Steinmeier wurde Steg 2012 Generalvollbemächtigter für Außen- und Regierungsbeziehungen bei der Volkswagen AG.

Stegs Karriere zeigt beispielhaft, dass es einen regelmäßigen Austausch und enge Bindungen zwischen Regierungen und dem VW-Konzern gibt. So wirkte Sigmar Gabriel ebenfalls als Lobbyist für VW.

VW hatte am Mittwoch bekanntgegeben, sich mit der Bundesregierung und dem Kraftfahrtbundesamt geeinigt zu haben, dass die Folgen des Skandals weit geringer waren als zuvor angenommen.

Der Volkswagen-Konzern hatte Mitte September zugeben müssen, dass weltweit bei rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine Manipulations-Software eingesetzt wurde, die den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb als zu niedrig auswies. Anfang November gestand das Wolfsburger Unternehmen zudem ein, dass bei vermutlich rund 800.000 seiner Autos der tatsächliche Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 höher ist als angegeben. Am Mittwoch berichtete die FAZ, dass sich der Skandal in Luft aufgelöst habe.

"Dass weniger Autos von falschen CO2-Angaben betroffen sind als ursprünglich angenommen, bedeutet nicht, dass der Skandal beendet ist", betonte Müller am Donnerstag. Verbraucher könnten sich offenkundig nicht auf Angaben der Hersteller verlassen. Die Bundesregierung müsse hier handeln: Klarheit und Wahrheit müssten auch im Autobereich gelten.

***

In seinem neuen Buch beschäftigt sich DWN-Herausgeber Michael Maier mit der Rolle der Wechselwirkung von Politik, Regulator und Firmenleitung bei Volkswagen. Er macht klar, warum diese unheilige Allianz langfristig für VW existenzbedrohend ist. Zugleich wirft er ein seht interessantes Licht auf den sogenannten Auto-Journalismus in Deutschland, der ja von der Manipulations-Affäre erst Wind bekam, nachdem der Betrug bereits öffentlich war - ein systemisches, aber keineswegs verwunderliches Versagen.

Michael Maier: „Das Ende der Behaglichkeit. Wie die modernen Kriege Deutschland und Europa verändern“. FinanzBuch Verlag München, 228 Seiten, 19,99€.

Bestellen Sie das Buch hier direkt beim Verlag.

Oder kaufen Sie es im guten deutschen Buchhandel das Buch ist überall erhältlich. Wir unterstützen den Buchhandel ausdrücklich, er muss gefördert werden!

Oder bestellen Sie das Buch bei Amazon. Mit einem Kauf unterstützen Sie die Unabhängigkeit der Deutschen Wirtschafts Nachrichten. 


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Politik
Politik Koalitionsvertrag in Sachsen: CDU und SPD bilden Minderheitsregierung
05.12.2024

In Sachsen haben sich CDU und SPD auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Eine Mehrheit haben sie nicht im Parlament – um ihre Ziele...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch über 100.000 Dollar - und jetzt?
05.12.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Donnerstagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 100.000 US-Dollar. Seit dem Sieg...

DWN
Politik
Politik Pistorius warnt: Russland zeigt erhöhte Präsenz in Ostsee
05.12.2024

Im Ostseeraum eskalieren die Spannungen zwischen Russland und dem Westen. Verteidigungsminister Boris Pistorius nennt keine Details - aber...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Firmen in China kämpfen mit schwacher Nachfrage und Konkurrenzdruck
05.12.2024

Deutsche Firmen in China sind pessimistischer denn je. Die Geschäftsklimaumfrage der AHK zeigt: Schwache Nachfrage, Preisdruck und die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Vorsprung durch Weitblick - warum BMW als erstes das Tal der Tränen verlässt
05.12.2024

Es läuft nicht gut für die deutsche Automobilindustrie. Immerhin aber gibt es punktuell Lichtblicke – vor allem bei BMW in München....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratiekosten fressen Wirtschaftskraft: Jetzt kommt noch die neue EU-Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
04.12.2024

Deutsche Bürokratie und neue EU-Verordnungen bremsen Arbeits- und Wirtschaftsleistung aus: Angestellte von Unternehmen in Deutschland...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Chef verteidigt Sparkurs - 'Buh'-Rufe bei Betriebsversammlung
04.12.2024

Auf der VW-Betriebsversammlung machten Mitarbeiter ihrem Unmut Luft. Konzernchef Blume verteidigte den Sparkurs - und wurde dafür...

DWN
Politik
Politik Regierungsbefragung: Scholz warnt vor Stillstand bis zur Wahl
04.12.2024

Zwei Wochen vor der Abstimmung über seine Vertrauensfrage im Bundestag stellt der Kanzler sich den Fragen der Abgeordneten. Dabei richtet...