Der Kursrutsch beim Öl und beim chinesischen Yuan hat Aktienanleger am Freitag verunsichert. Wegen des weltweiten Überangebots fiel der Preis für ein Barrel (159 Liter) der richtungsweisenden Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee zeitweise auf ein Sieben-Jahres-Tief von 39,38 Dollar. Am Devisenmarkt war die US-Währung mit 6,4564 Yuan so teuer wie zuletzt vor viereinhalb Jahren.
Vor diesem Hintergrund büßten Dax und EuroStoxx50 jeweils 0,4 Prozent auf 10.557 und 3258 Punkte ein. „Die Märkte fokussieren sich auf mögliche Störfaktoren, die einen US-Zinsschritt noch in letzter Sekunde verhindern könnten“, sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. Bislang rechnen Börsianer fest damit, dass die US-Notenbank am kommenden Mittwoch die Zinswende einleitet.
Ein Grund für die erneuten Verkäufe am Ölmarkt war eine Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA). Ihre Experten gehen davon aus, dass die Opec-Staaten ihre Ölförderung 2016 um 1,6 auf 31,3 Millionen Barrel pro Tag anheben werden. Daher werde trotz der rückläufigen Fördermengen in den USA das Angebot die Nachfrage noch bis mindestens Ende kommenden Jahres übersteigen.
Die Kursverluste des Yuan schürten Diskussionen um den geldpolitischen Kurs der People's Bank of China (PBoC). „Die Regierung hat üblicherweise interne Zielmarken für den Yuan-Kurs“, sagte ein chinesischer Devisenhändler. „Allerdings kennen wir die Spannen nicht.“ Die chinesische Währung ist nicht frei handelbar, sondern darf einen von der Notenbank täglich vorgegebenen Kurs nur in einer bestimmten Spanne über- oder unterschreiten. Im August hatte eine überraschende Yuan-Abwertung die Börsen weltweit in Aufruhr versetzt.
Die Verunsicherung über die Entwicklung der Weltwirtschaft sei vor der Sitzung der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche weiter gewachsen, sagten Händler. Die seit langem angekündigte Zinswende gilt zwar als so gut wie sicher, die Anleger sind aber wegen möglicher Folgen für die Konjunktur und Unklarheit über die weitere Zinspolitik nervös.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit einem Minus von 1,8 Prozent auf 17.265 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verlor knapp zwei Prozent auf 2012 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq ging mit minus 2,2 Prozent bei 4933 Stellen aus dem Handel. Auf Wochensicht ging es für den Dow 3,3, den S&P 3,8 und die Nasdaq um 4,1 Prozent nach unten.
Auch die Fusion der beiden größten US-Chemiekonzerne und Börsenschwergewichte DuPont und Dow Chemical zum neuen Branchenprimus vor BASF drückte die Kurse. Die Aktien von DuPont gaben 5,5 Prozent nach, die Papiere von Dow Chemical verloren knapp drei Prozent. Spekulationen über einen Zusammenschluss hatten die Papiere zuletzt in die Höhe getrieben.
Auch bei der chinesischen Landeswährung ging es weiter bergab: Der Dollar war zum Yuan so teuer wie zuletzt vor viereinhalb Jahren. Schon im August hatte eine deutliche Abwertung des Yuan die Börsen weltweit in Aufruhr versetzt.
Für zusätzliche Nervosität am Aktienmarkt sorgte die anstehende Sitzung der Fed. "Es wird spannend sein zu sehen, ob die US-Notenbank in diese Marktschwäche hinein in der kommenden Woche die erste Zinsanhebung seit fast zehn Jahren durchführen möchte oder ob sie die Entscheidung doch noch in letzter Minute vertagt," schreibt Jochen Stanzl vom Brokerhaus CMC Markets.
Der Dax in Frankfurt ging 2,4 Prozent schwächer aus dem Handel bei 10340,06 Punkten. Der EuroStoxx50 gab 1,9 Prozent auf 3203,21 Zähler nach.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,02 Milliarden Aktien den Besitzer. 376 Werte legten zu, 2745 gaben nach und 66 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,07 Milliarden Aktien 447 im Plus, 2388 im Minus und 149 unverändert.
An den US-Kreditmärkten stiegen die zehnjährigen Staatsanleihen um 29/32 auf 101-02/32. Sie rentierten mit 2,138 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten 1-31/32 auf 102-15/32 und hatten eine Rendite von 2,877 Prozent.