Finanzen

Saudi-Arabiens Öl-Minister bringt den Ölpreis zum Absturz

Saudi-Arabiens Ölminister Ali Al-Naimi hat einen baldigen Rückgang der Fördermengen ausgeschlossen und damit die Öl-Preise auf Talfahrt geschickt.
23.02.2016 21:25
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Er gehe zwar davon aus, dass sich weitere Staaten einem Plan zur Deckelung anschließen werden, sagte Naimi am Dienstag auf einer Fachkonferenz im texanischen Houston. "Aber wir setzen nicht auf Kürzungen, weil das Vertrauen dafür fehlt." Nach Naimis Äußerungen fiel der Preis für die Sorte Brent um mehr als vier Prozent und belastete auch die Aktienmärkte. Gegenwärtig werden zwischen einer und zwei Millionen Barrel pro Tag (bpd) mehr produziert als verbraucht werden. Der Öl-Preis ist seit Mitte 2014 um 70 Prozent gesunken.

Die Förderländer Russland, Saudi-Arabien, Venezuela und Katar hatten sich vor einer Woche darauf geeinigt, die Produktion auf dem Niveau vom Januar einzufrieren. Sie schränkten jedoch ein, dass das Abkommen nur greifen soll, wenn auch andere große Öl-Länder mitmachen. Naimi sagte in Houston, er gehe davon aus, dass "die meisten Länder" sich beteiligen werden. Möglicherweise werde dies bei einem geplanten Treffen im März passieren. Der Plan sei dabei als "der Anfang eines Prozesses" zu verstehen.

Allerdings hat die iranische Regierung der Nachrichtenagentur Isna zufolge den Vorschlag als "lächerlich" bezeichnet, weil er verhindern würde, dass die Islamische Republik nach dem Wegfall der Atom-Sanktionen ihre Förderkapazitäten wieder voll ausschöpft. Iran und Saudi-Arabien sind Rivalen in der Golf-Region. Experten erklärten, eine Deckelung auf dem Niveau vom Januar würde ohnehin kaum dazu beitragen, die Überproduktion zu bekämpfen. "Wenn man bereits mit etwa einer Million Barrel pro Tag überversorgt ist, verlängert das nur diese Situation", sagte Dominic Haywood von Energy Aspects.

Die wieder gesunkenen Preise für Öl haben die Wall Street am Dienstag deutlich ins Minus gedrückt. Anleger reagierten auf Schwankungen beim Ölpreis nach wie vor hypersensibel, sagten Analysten. "Der Aktienmarkt und der Ölpreis sind derzeit stark verwoben", erläuterte Ken Polcari von O'Neil Securities. Dies unterstrich die US-Großbank JP Morgan, die die Rückstellungen für Kredite an die Ölbranche erhöhte. Viele Anleger fürchten, dass die Energiekonzerne angesichts des Preiskollaps in die Bredouille geraten und Kreditausfälle die Banken mit in die Tiefe reißen. JP Morgan legt deshalb für potenziell faule Kredite zusätzlich 500 Millionen Dollar zurück. Die Aktien verbilligten sich um gut vier Prozent.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel 1,1 Prozent auf 16.432. Der breiter gefasste S&P-500 gab 1,3 Prozent auf 1921 Zähler ab. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,5 Prozent auf 4504 Punkte. Auch in Europa zeigten sich Anleger wegen der Turbulenzen an den Ölmärkten nervös und machten nach den Kurgewinnen zum Wochenanfang Kasse. Der Dax fiel um 1,6 Prozent auf 9416,77 Punkte, der EuroStoxx50 verlor ebenfalls 1,6 Prozent auf 2887,38 Zähler.

"Der Markt sucht immer noch nach Orientierung und reagiert von Tag zu Tag auf den Ölpreis", sagte Scott Brown, Chefvolkswirt bei Raymond James. Das sei zwar nicht gut, zeige aber die Nervosität der Investoren. Am Dienstag sorgte der saudi-arabische Ölminister Ali Al-Naimi für Verluste bei dem Rohstoff. Er schloss eine Kürzung der Fördermengen aus. Der Preis für die Sorte Brent gab 3,8 Prozent auf 33,38 Dollar nach.

Bei den Einzelwerten an der Wall Street gehörten die Papiere von Fitbit zu den großen Verlierern, sie brachen 20 Prozent ein. Der Hersteller von Fitnessuhren und -armbändern enttäuschte die Anleger mit einem unerwartet schwachen Gewinn.

Der Aufschwung auf dem US-Immobilienmarkt kurbelt dagegen die Geschäfte der weltgrößten Baumarktkette Home Depot kräftig an. Der Umsatz kletterte im abgelaufenen Quartal um fast zehn Prozent auf rund 21 Milliarden Dollar, was die Aktien um 1,4 Prozent nach oben klettern ließ.

Im Fokus stand auch der Time-Verlag, der sich einem Bloomberg-Bericht zufolge für das Kerngeschäft des kriselnden Internet-Pioniers Yahoo interessiert. Yahoo-Papiere verloren 1,6 Prozent, die Time-Titel knapp drei Prozent.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 942 Millionen Aktien den Besitzer. 992 Werte legten zu, 2075 gaben nach und 107 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,75 Milliarden Aktien 858 Werte im Plus, 1924 im Minus und 144 unverändert.

An den US-Kreditmärkten legten die Kurse zu. Anleger legten ihr Geld lieber in risikoärmere Papiere wie Anleihen anstatt in Aktien an. Die zehnjährigen Staatsanleihen gewannen 8/32 auf 98-31/32. Die Rendite fiel auf 1,73 Prozent. Der 30-jährige Bond legte 18/32 auf 98-03/32 zu und rentierte mit 2,59 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...