Politik

Polizei: Piraten-Politiker tötete Mann und dann sich selbst

Der Berliner Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner hat Erkenntnissen der Polizei zufolge einen anderen Mann getötet und danach sich selbst. Claus-Brunner soll den Mann bereits über einen längeren Zeitraum verfolgt und belästigt haben.
20.09.2016 18:23
Lesezeit: 2 min

Den Polizisten, die als erste die Wohnung des Berliner Piraten-Politikers Gerwald Claus-Brunner am Montag betraten, bot sich ein schlimmer Anblick. Von einem «schaurigen Bild» schrieb die Berliner Polizei am Dienstag. Claus-Brunner und ein anderer Mann lagen tot in der Wohnung. Betroffenheit und Entsetzen nahmen am Tag nach der Todesnachricht zu, als Einzelheiten bekannt wurden: Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hatte der 44-jährige Piraten-Politiker den anderen Mann getötet. Tage nach dieser Tat nahm sich Claus-Brunner, der mit seinen Latzhosen und Kopftüchern bekannt geworden war, selber das Leben.

Die genaueren Umstände sollte eine Mordkommission der Berliner Polizei noch ermitteln. Einige Details wurden aber schon mitgeteilt, manche Einzelheiten sind noch unklar. Laut Polizei wurde das Opfer, ein junger Mann dessen Identität noch nicht endgültig geklärt ist, durch «stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper» getötet. Die Tat geschah aber nicht in der Mietwohnung von Brunner im Stadtteil Lichterfelde im Süden Berlins, sondern wohl in der Wohnung des Opfers, die nach Zeitungsberichten in Wedding im Norden liegen soll. Von dort soll Claus-Brunner die Leiche in seine Wohnung gebracht haben.

Dort tötete er sich einige Tage später selber. Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft wollten sich zu Details nicht äußern. Die Zeitungen «Bild» und «B.Z.» berichteten, Claus-Brunner, der Kommunikationselektroniker war und als Mechatroniker gearbeitet hatte, habe sich mit einem Stromschlag das Leben genommen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte das nicht.

Ein Sprecher sagte aber, es gebe Hinweise, dass Claus-Brunner den jüngeren Mann gestalkt, also verfolgt und belästigt habe. Dazu werde ermittelt. Vermutlich wertet die Polizei dafür Daten der Handys und Computer der beiden Toten aus. Zeitungsberichte, nach denen der getötete Mann missbraucht worden sei, bestätigten die Ermittler ausdrücklich nicht. Dazu gebe es keine Hinweise, sagten Sprecher von Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Piratenpartei hatte am Montag mitgeteilt, man habe von einer unheilbaren Krankheit des Abgeordneten gewusst.

Claus-Brunner, der mit seiner Körpergröße und Kleidung auffiel, gehörte zur bundesweit ersten Piratenfraktion. Sie zog 2011 überraschend mit 8,9 Prozent und 15 Abgeordneten in das Berliner Landesparlament ein. Bei der Wahl am vergangenen Sonntag erreichten die Piraten nur 1,7 Prozent der Wählerstimmen und flogen wieder raus.

Am 23. Juni hatte Claus-Brunner in seiner letzten Rede im Abgeordnetenhaus mit Blick auf die nahende Wahl und die schlechten Umfragewerte der Piraten gesagt, man werde die Piratenfraktion noch vermissen. Dann folgte eine Anspielung auf seinen bevorstehenden Tod: «Und ihr werdet auch in der laufenden Legislatur für mich am Anfang irgendeiner Plenarsitzung mal aufstehen dürfen und eine Minute stillschweigen.»

Am Freitag twitterte Claus-Brunner zum letzten Mal: «Echter Kacktag heute, übertrifft sämtliche schlechten tage die ich je erlebt hatte bisher. Hoffe das Wochenende machts besser.» Am Montag ging bei den Piraten in Berlin ein Brief von Claus-Brunner ein. «Darin stand, dass er nicht mehr lebt», berichtete der Piraten-Vorsitzende Bruno Kramm. Parteimitglieder verständigten daraufhin die Polizei. Den Abschiedsbrief übergaben sie der Kripo. Kramm sagte, unabhängig vom Ablauf der beiden Todesfälle: «Eine menschliche Tragödie ist es in jedem Fall.»

Es ist unbekannt, ob sich Claus-Brunner einer entsprechenden Therapie unterzogen hat. Solche Therapien sind vor allem im Fall von Depressionen mittlerweile sehr erfolgreich und können das Risiko eines Selbstmords deutlich senken (siehe dazu Informationen der Deutschen Depressionshilfe).

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...