Politik

Israels Ex-Präsident Schimon Peres gestorben

Lesezeit: 2 min
28.09.2016 10:49
Der ehemalige israelische Präsident Schimon Peres ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Peres gehörte zur Generation der Gründerväter Israels und war von 2007 bis 2014 Präsident. Er verschrieb sich zur Beilegung des Nahost-Konflikts der Zweistaaten-Lösung.
Israels Ex-Präsident Schimon Peres gestorben

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Schimon Peres ist tot. Der Friedensnobelpreisträger und ehemalige israelische Präsident starb am Mittwochmorgen im Alter von 93 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, wie sein persönlicher Arzt und Schwiegersohn Rafi Walden sagte. Sein löste Tod löste in Israel und international Trauer und Bestürzung aus. Führende Politiker würdigten Peres als großen Staatsmann.

Peres hatte vor zwei Wochen einen schweren Schlaganfall mit Hirnblutung erlitten. Seit dem 13. September lag er in einem Krankenhaus in Ramat Gan bei Tel Aviv auf der Intensivstation. Nach Angaben seiner Ärzte wurde er in ein künstliches Koma versetzt. Am Mittwochmorgen gegen 03.00 Uhr sei Peres dann im Schlaf gestorben, sagte Walden der Nachrichtenagentur AFP.

Ein Vertrauter des ehemaligen Staatsoberhauptes berichtete AFP, die Familie sei bei ihm gewesen. Im Namen der Familie verlas Peres' Sohn Chemi später im Krankenhaus einen Brief. Seinem Vater sei es immer nur darum gegangen, „dem Volk Israel zu dienen“, las er mit Tränen in den Augen vor.

Peres gehörte zur Generation der Gründerväter Israels und war von 2007 bis 2014 Präsident. 1994 erhielt er als einer der Förderer des Osloer Friedensabkommens den Friedensnobelpreis gemeinsam mit dem später ermordeten israelischen Regierungschef Jizchak Rabin und dem 2004 verstorbenen Palästinenserführer Jassir Arafat.

Die Nachricht von Peres' Tod löste weltweit Bestürzung aus. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu würdigte Peres als „Visionär“ und „Vorkämpfer“ für die Verteidigung Israels, die er in vielerlei Hinsicht gestärkt habe. Oppositionsführer Jizchak Herzog erklärte, sein langjähriger Parteifreund werde „für immer als Ikone der israelischen Geschichte in Erinnerung bleiben“.

US-Präsident Barack Obama würdigte den Verstorbenen als einen Freund, der seinen Traum vom Frieden niemals aufgegeben habe. „Es gibt wenige Menschen auf der Welt, die den Lauf der Menschheitsgeschichte verändern“, erklärte Obama. „Mein Freund Schimon war einer dieser Menschen.“ Der frühere US-Präsident Bill Clinton, der beim Osloer Abkommen eine wichtige Rolle gespielt hatte, erklärte, mit Peres habe der Nahe Osten einen "starken Befürworter von Frieden und Versöhnung verloren".

In Berlin würdigte Bundespräsident Joachim Gauck vor allem Peres' Bereitschaft zur Versöhnung. „Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Schimon Peres uns die Hand. Für diese Haltung sind wir ihm von Herzen dankbar“, heißt es im Kondolenzschreiben Gaucks. Peres habe sein Leben in den „Dienst von Frieden und Versöhnung“ gestellt.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte Peres als „großen Staatsmann“. „Seine Verdienste um Israel, das Land der Überlebenden, das er mit aufgebaut und über lange Jahrzehnte mit Wort und Tat geprägt hat, lassen sich kaum ermessen.“ Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) würdigte Peres als „einen Mann des Friedens und des Ausgleichs, der davon überzeugt war, dass sich Konflikte nachhaltig nicht mit Waffen, sondern nur diplomatisch lösen lassen“.

Peres war zweimal Regierungschef und je dreimal Verteidigungs- und Außenminister. Er saß 48 Jahre lang für drei verschiedene Parteien in der Knesset und gehörte 16 Regierungen an. 19 Jahre lang führte der Sohn eines Holzhändlers die israelische Arbeitspartei.

Zu seiner Biografie gehört auch, dass er lange als Falke auftrat: So hatte Peres 1975 als Verteidigungsminister im Widerspruch zur Haltung seiner Arbeitspartei ultranationalistischen Siedlern Rückendeckung gegeben, welche die ersten drei jüdischen Siedlungen im Herzen des Westjordanlands errichteten.

Später verschrieb sich Peres zur Beilegung des Nahost-Konflikts der Zweistaaten-Lösung, für die er unermüdlich kämpfte. Als sein Ziel nannte er „einen jüdischen Staat mit dem Namen Israel an der Seite eines arabischen Staats namens Palästina, die sich nicht bekämpfen, sondern Seite an Seite in Freundschaft und Zusammenarbeit leben“.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...