Die Schweizer haben laut Reuters gegen einen schnellen Ausstieg aus der Atomenergie gestimmt. Etwa 54 Prozent der Wähler lehnten am Sonntag verbindliche Abschaltfristen für die Meiler ab, wie das vorläufige amtliche Endergebnis ergab. Auch die Mehrheit der Kantone stimmte gegen die Vorlage. Damit setzten sich Regierung, Parlament und Wirtschaftsverbände durch, die einen schrittweisen Ausstieg bis 2050 anpeilen.
Mit der Volksinitiative "Für einen geordneten Ausstieg aus der Atomenergie" wollten die Grünen erreichen, dass drei der fünf Kernkraftwerke bereits im kommenden Jahr vom Netz genommen werden. Die beiden verbliebenen Anlagen würden 2024 und 2029 abgeschaltet. Die Initiatoren sehen die alternden Atomkraftwerke in Ballungsgebieten vor allem als Sicherheitsrisiko: Beznau I, seit 1969 in Betrieb, gilt als ältestes kommerziell betriebenes AKW der Welt. Die Anlage liegt etwa sechs Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Die Initiatoren des Referendums hatten vorgeschlagen, mit dem beschleunigten Atomausstieg erneuerbare Energiequellen wie Wasser, Sonne, Wind und Biomasse auszubauen.
Die Regierung sorgte sich dagegen um die Versorgungssicherheit. Der Bezug von Strom aus Atomkraftwerken in Frankreich oder Kohlekraftwerken in Deutschland wäre auch ökologisch nicht sinnvoll. Zudem könnten die Kraftwerksbetreiber vom Bund - und damit von den Steuerzahlern - Schadenersatz fordern. Die Betreiber Alpiq, Axpo und BKW deuteten an, dass sie bei einem Ja mehr als sieben Milliarden Franken einfordern könnten. In Deutschland, das bis 2022 aus der Atomenergie aussteigen will, haben die AKW-Betreiber vor Gericht milliardenschwere Schadenersatzforderungen geltend gemacht.
Die Schweizer AKWs produzieren rund 40 Prozent des Stroms in der Alpenrepublik. Der Rest kommt vor allem aus Wasserkraftwerken. Alle fünf Atomanlagen haben eine unbefristete Betriebsbewilligung. Sie dürfen also am Netz bleiben, so lange sie als sicher eingestuft werden.