Zwei chinesische Kampfjets haben nach US-Angaben auf „unprofessionelle Weise“ ein US-Aufklärungsflugzeug über dem Ostchinesischen Meer abgefangen, berichtet die Financial Times. Das amerikanische Flugzeug vom Typ WC-135 Constant Phoenix dient gewöhnlich dazu, radioaktive Spuren zu sammeln und es dürfte vor dem Hintergrund der Drohungen Nordkoreas mit einem Atomtest im Einsatz gewesen sein. Es sei auf einem „Routineflug“ gewesen, berichtete das US-Pazifikkommando am Freitag. „Diese Vorfälle sind sehr selten (…). Kein Vorfall wurde im Jahr 2015 und nur zwei im Jahr 2016 gemeldet (…). Im Februar gab es eine ,unsichere Begegnung' – kein Zwischenfall – zwischen einem US Navy P-3 Orion Flugzeug und einem chinesischen Überwachungsflugzeug in der Nähe von Scarborough Shoal“, sagte Paul Haenle, Direktor des Carnegie-Tsinghua Centers in Peking
Der Zwischenfall habe sich am Mittwoch im internationalen Luftraum ereignet, berichtete die Sprecherin Lori Hodge nach Angaben der Militärpublikation Stars and Stripes. US-Beamte berichteten dem US-Sender CNN, die Jets russischer Bauart vom Typ Sukhoi Su-30 seien bis auf 45 Meter an das US-Flugzeug herangekommen. Eines sei sogar über Kopf direkt über der vierstrahligen US-Maschine geflogen.
Die chinesische Regierung hat sich bisher nicht zum Vorfall geäußert. „Dieser Vorfall signalisiert, dass China bereit ist, seinen Anspruch über den Ost-China-See-Luftraum zu verteidigen“, so Shi Yinghong, Direktor des Centre for American Studies an der Renmin University. „Die chinesische Regierung ist offensichtlich durchsetzungsfähiger und stärker als Trumps Regierung“, fügte Shi hinzu. „Trumps einzige Leistung ist die Verbesserung der chinesisch-amerikanischen Beziehungen, sodass China weiß, dass Trump nicht wagen würde, diese Beziehungen zu ruinieren. China hat das Selbstbewusstsein, um seine Souveränität zu verteidigen und zu schützen“, meint er.
Im Jahr 2013 hatte China eine eigene Luftverteidigungszone im ostchinesischen Meer ins Leben gerufen. Trotz der angeblichen Annäherung zwischen China und USA bildet das Territorium des Südchinesischen Meeres eine Konfliktzone beider Staaten. Im Territorialstreit um die Inseln und Riffe im Südchinesischen Meer war es im Mai 2015 zu einer Auseinandersetzung zwischen China und den USA gekommen. Damals war ein amerikanisches Überwachungsflugzeug, das ein Team des US-Fernsehsenders CNN an Bord hatte, über die Inseln geflogen. Die chinesische Marine warnte das Flugzeug daraufhin mehrmals, das Gebiet wieder zu verlassen. Im August schickte Peking fünf Militärschiffe vor die Küste Alaskas, die dort die Zwölf-Meilen-Zone durchquerten, während sich US-Präsident Obama zu einem Besuch in dem Bundesstaat befand.
Unter dem Südchinesischen Meer werden reiche Öl- und Gasvorkommen vermutet, berichtet das Wall Street Journal. Außerdem ist das Gebiet für die Fischerei wichtig und liegt auf der direkten Schifffahrtsroute zwischen Europa und Ostasien. China untermauert seine Ansprüche unter anderem mit der Schaffung künstlicher Inseln. Die Regierung in Peking hat nach eigenen Angaben keine feindseligen Absichten und möchte den Territorialstreit diplomatisch lösen, so Reuters. Doch die Präsenz von US-Schiffen und die Unterstützung der USA für die China-kritischen Anrainerstaaten erschweren eine diplomatische Lösung.
Der designierte US-Außenminister Rex Tillerson hat China wegen dessen Hoheitsanspruchs im Südchinesischen Meer kritisiert und eine härtere Gangart der neuen Regierung angekündigt, berichtet die New York Times. Die Errichtung künstlicher Inseln durch China und die Stationierung militärischer Posten darauf sei vergleichbar mit der „Annexion der Krim-Halbinsel durch Russland“, sagte Tillerson im Januar 2017 in seiner Anhörung vor dem US-Senat.