Politik

Lage in Libyen kritisch: Ägypten fliegt Luftangriff, Kämpfe in Tripolis

Die Lage in Libyen ist kritisch: Ägypten fliegt Luftangriffe nach einem Terror-Anschlag gegen Kopten. In Tripolis sind heftige Kämpfe ausgebrochen.
26.05.2017 22:29
Lesezeit: 1 min

Wenige Stunden nach einem Anschlag auf einen Bus mit koptischen Christen hat die ägyptische Luftwaffe nach Angaben der Staatsmedien sechs "Terroristencamps" im Nachbarland Libyen bombardiert. Ziel der Angriffe seien Ausbildungslager von Dschihadisten in der Küstenstadt Derna gewesen, meldete das Staatsfernsehen am Freitag. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte kurz zuvor Vergeltungsangriffe verkündet, ohne aber Einzelheiten zu nennen. "Ägypten wird nicht zögern, Terroristencamps hierzulande oder im Ausland anzugreifen", sagte al-Sisi laut AFP.

Bei dem Angriff auf den mit Christen besetzten Bus waren nach Angaben der Behörden mindestens 28 Menschen getötet worden, unter ihnen viele Kinder. Die christliche Minderheit in Ägypten wird immer wieder Opfer von Gewalt. In den vergangenen Wochen waren bei mehreren Angriffen auf koptisch-orthodoxe Kirchen dutzende Menschen getötet worden. Die Kopten machen rund zehn Prozent der 92 Millionen Ägypter aus. Dschihadistengruppen werfen ihnen vor, den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Sommer 2013 unterstützt zu haben.

In der libyschen Hauptstadt Tripolis sind laut Reuters erstmals seit März wieder schwere Kämpfe ausgebrochen. Seit dem frühen Freitagmorgen sind in der Stadt Explosionen und schweres Artilleriefeuer zu hören. Mutmaßlich handelt es sich um den Versuch bewaffneter Gruppen mit Verbindungen zur selbsternannten "Regierung der Nationalen Erlösung", Geländegewinne zu erzielen. Diese war von der international anerkannten Einheitsregierung (GNA) weitgehend vertrieben worden. Aus dem Umfeld der GNA-Gegner waren zuletzt aber Versuche angekündigt worden, Tripolis wieder unter die eigene Kontrolle zu bringen.

Es gibt in Libyen mit der Libyschen Nationalarmee (LNA) noch eine dritte Gruppe, die die Regierung für sich beansprucht. Sie wird vom Rebellenkommandeur Chalifa Haftar angeführt und kontrolliert den Osten des Landes. Auch Haftar will sich nicht unter das Kommando der Einheitsregierung stellen.

Das Land versinkt seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi im Jahr 2011 im Chaos. Das Vakuum nutzen viele Schlepper, um Migranten Richtung Europa zu bringen. Dabei sind bereits Tausende Menschen ertrunken.

US-Präsident Donald Trump hatte bei einem Besuch in Riad die Golfstaaten aufgefordert, mit aller Härte gegen Extremisten vorzugehen.

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