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Briten können sich Porsche und Mercedes nicht mehr leisten

In Großbritannien bricht die Nachfrage nach Automobilen aller Preissegmente ein. Die deutschen Autobauer haben ein großes Problem.
24.10.2017 17:31
Lesezeit: 2 min

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In Großbritannien geht die Nachfrage nach Automobilen aller Preisklassen deutlich zurück. Nachdem in den vergangenen Monaten die Verkaufszahlen im Bereich der Kleinwagen und der Mittelklasse bereits deutlich zurückgegangen waren, werden nun auch bei teuren Marken Einbußen sichtbar. Die Entwicklung ist insbesondere für die deutschen Autobauer bedrohlich, deren Fahrzeuge überwiegend in den teureren Preissegmenten angesiedelt sind.

Einer der Hauptgründe für die nachlassende Nachfrage in Großbritannien ist die steigende Verschuldung der Bürger. Diese hat einerseits dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren bereits eine große Zahl an Autos auf Kredit gekauft wurden, andererseits belasten Zins- und Tilgungszahlungen die finanziellen Spielräume der Bürger.

„Tatsächlich haben die britischen Konsumenten aufgrund der Verfügbarkeit billiger Kredite in der Vergangenheit kein sechsstelliges Gehalt gebraucht, um ein teures Auto zu kaufen. Die Verkäufe von Mercedes Benz und Porsche in Großbritannien haben sich seit dem Jahr 2011 mehr als verdoppelt und das Land dadurch zu einem wichtigen Markt gemacht“, schreibt Bloomberg.

Der Reingewinn des großen Autohändlers Pendragon – welcher neue und gebrauchte Autos verkauft – ist im dritten Quartal um rund 20 Prozent zurückgegangen. Der Gewinn für das laufende Jahr wird auch um rund 20 Prozent unter dem des Vorjahres liegen. Die Verkäufe von Neuwagen sind auf der Insel sechs Monate in Folge zurückgegangen.

Wie Bloomberg berichtet, erwarten Beobachter in den kommenden Monaten weitere Rückgänge, weil das Angebot die Nachfrage derzeit deutlich übersteigt. Zudem hat die Abwertung des Pfund dazu geführt, dass die Kaufkraft der Briten für importierte Güter - und damit auch für deutsche Autos - deutlich geschwächt wurde.

Die Bremer Landesbank sieht die gesamte britische Wirtschaft in eine Schwächeperiode eingetreten:

Außenminister Boris Johnson forderte die EU gestern zu mehr Kreativität auf. Mit anderen Worten will er die Verhandlungsführung der EU dazu verleiten, einmal mehr dem Vereinigten Königreich eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen. In London will man die Verhandlungen über den zukünftigen Handelsstatus schnell beginnen. Man will zu Gunsten Londons Hebelwirkung generieren, ohne dass die Themen Austrittsrechnung, Grenze Irland/Nordirland und Status der EU-Bürger abschließend geklärt sind.

Die EU ist gut beraten, auf den gegebenen Regeln basierend mit ruhiger Hand vorzugehen. Bevor man etwas Neues beginnt, muss das alte Verhältnis geklärt werden. Das ist vergleichbar mit einer Heirat. Eine neue Heirat funktioniert rechtlich eben erst nach Vollzug der Scheidung. Mit jeder weiteren Verzögerung ergeben sich für den britischen Kapitalstock negative Auswirkungen und für den Kapitalstock Kontinentaleuropas positive Wirkungen.

London, nicht Brüssel, steht unter Druck! Fakt ist, dass nach der konjunkturellen Scheinblüte bedingt durch die Abwertung des Pfundes (exogener kosmetischer Wirtschaftseinfluss) nun die Realität der Konsequenzen des potentiellen Brexit an Daten und Fakten erkennbar wird. Gemäß der aktuellen Umfrage des Branchenverbands CBI sank der Index, der Auskunft über die Auftragslage der britischen Industrie gibt, per Berichtsmonat Oktober von zuvor +7 auf -2 Punkte. Damit markierte dieser Index den schwächsten Wert seit November letzten Jahres. Vor diesem Hintergrund ist die zunehmende Nervosität in London absolut verständlich.

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